Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. (GfbV)
Welttag der Wissenschaft (10.11.): Einsatz für inhaftierte uigurische Wissenschaftler gefordert
Welttag der Wissenschaft (10.11.):
- Von der Leyen soll sich für die inhaftierte uigurische Forschende einsetzen
- Rahile Dawut und Ilham Tohti in absurden Prozessen zu lebenslanger Haft verurteilt
- Hunderte weitere Intellektuelle und Schreibende inhaftiert und interniert, nur, weil sie uigurisch sind
Anlässlich des Welttages der Wissenschaft am 10. November fordert die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen auf, sich für die Freilassung inhaftierter uigurischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler einzusetzen, wenn sie Anfang Dezember nach China reist. „Im Zuge ihres Völkermordes an der uigurischen Bevölkerung hat die chinesische Regierung bereits vor Jahren damit begonnen, Forschende wie Rahile Dawut oder Ilham Tohti in absurden Prozessen zu lebenslanger Haft zu verurteilen“, sagte Hanno Schedler, GfbV-Referent für Genozid-Prävention heute in Göttingen. „Beide wollten mit ihrer Arbeit Brücken bauen zwischen der uigurischen und der weiteren chinesischen Bevölkerung. Dennoch oder gerade deswegen gerieten sie ins Fadenkreuz der chinesischen Regierung, die kein Interesse an einer Aussöhnung hat. Das ‚Verbrechen‘ dieser Wissenschaftler war es, Uiguren zu sein.“ Hunderte weitere uigurische Forschende, Intellektuelle und Schreibende wurden in den vergangenen Jahren inhaftiert, in Umerziehungslager gesteckt oder zu hohen Gefängnisstrafen verurteilt.
Rahile Dawut ist eine Ethnologin, die über Jahrzehnte die uigurische Kultur und Geschichte erforschte. Obwohl sie Mitglied der Kommunistischen Partei Chinas war, wurde sie im Dezember 2017 verhaftet. Erst Ende September 2023 wurde bekannt, dass Dawut bereits im Jahr 2018 wegen angeblichem „Separatismus“ und „Gefährdung der Staatssicherheit“ zu lebenslanger Haft verurteilt worden war. Sie war eine der ersten uigurischen Frauen, die einen Doktortitel erwarb. Ihre Studien zu sogenannten „mazars“, muslimischen Schreinen in Xinjiang / Ostturkestan, zu uigurischer Folklore und religiösen Traditionen wurden viel zitiert. „Viele dieser Schreine hat die chinesische Regierung inzwischen zerstört oder in Attraktionen für chinesische Touristen umgewandelt. Weder die uigurische Kultur noch diejenigen, die sie erforscht haben, sollen weiterexistieren. Wir erwarten von Frau von der Leyen, dass sie sich auch in Peking für Wissenschaftsfreiheit und Wissenschaftlerinnen einsetzt“, sagte Schedler.
Der im Januar 2014 unter dem Vorwurf der Anstiftung zum Separatismus verhaftete uigurische Wirtschaftswissenschaftler Ilham Tohti wurde im September 2014 zu lebenslanger Haft verurteilt und in Einzelhaft gesteckt. Seit 2017 darf seine Familie ihn nicht mehr besuchen. Tohti hatte in seiner Arbeit unter anderem die wirtschaftliche und soziale Marginalisierung der Uiguren in Xinjiang / Ostturkestan thematisiert und konkrete Vorschläge für ein besseres Zusammenleben entwickelt. Er ist Träger des Weimarer Menschenrechtspreises und des Sacharow-Preises des Europäischen Parlaments. „Ilham Tohti hat sich immer dafür eingesetzt, dass Uiguren und Chinesen miteinander diskutieren und Lösungen finden können. Das wollte die chinesische Regierung nicht tolerieren. In seiner Arbeit hat er auch das Thema Armutsbekämpfung aufgegriffen. Nun nutzt die chinesische Regierung auf zynische Weise diesen Begriff, um ihre Zwangsarbeitsprogramme schönzureden“, so Schedler.
Sie erreichen Hanno Schedler unter h.schedler@gfbv.de oder 0551/49906-15.
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