Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. (GfbV)
Uigurischer Wirtschaftsprofessor seit 11 Jahren in China inhaftiert (15.01.): Freiheit für Ilham Tohti!
Anlässlich des elften Jahrestages der unrechtmäßigen Verhaftung des uigurischen Wirtschaftsprofessors Ilham Tohti durch die chinesische Regierung am 15. Januar fordern die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV), die Ilham Tohti Initiative, Freiheit für Hongkong e.V. und die Uigurische Gemeinde Europa deutsche Politiker auf, sich für seine Freilassung einzusetzen.
„Ilham Tohti hat sich nichts zuschulden kommen lassen. Er wurde von der chinesischen Regierung zum Schweigen gebracht, weil er die Marginalisierung der Uiguren in Xinjiang/Ostturkestan öffentlich kritisierte. Sein Fall steht exemplarisch für die systematische Unterdrückung von Minderheiten und Menschenrechtsverteidigern durch die chinesische Regierung. Wir fordern die aktuelle deutsche Regierung sowie die demokratischen Oppositionsparteien auf, ihren Einsatz für Tohti und die vielen weiteren politischen Gefangenen in China zu verstärken“, sagt Hanno Schedler, GfbV-Referent für Genozid-Prävention und Schutzverantwortung.
„Die deutsche China-Politik darf nicht nur von den Interessen einiger Großkonzerne bestimmt werden, sondern muss den Einsatz für Menschenrechte beinhalten. Das Bekenntnis zur Würde des Menschen bedingt den Einsatz für Menschen wie Ilham Tohti, die friedlich für Dialog und Verständigung eintreten“, sagt Schedler.
Enver Can, Präsident der Ilham Tohti Initiative, ergänzt: „Es ist höchste Zeit, dass die deutsche Politik gemeinsam mit den EU-Partnern mehr für die Freilassung von Ilham Tohti unternimmt. Er befindet sich in Einzelhaft, ohne ausreichende Nahrung und medizinische Versorgung.“
„Ilham Tohti war und ist ein Brückenbauer und Friedensbotschafter. Wenn man bei einem Fall wie seinem schweigt und keine klaren Aussagen macht, braucht man nicht von Demokratie, Menschenrechten und Menschenwürde zu reden“, sagt Asgar Can, Vorsitzender der Uigurischen Gemeinde in Europa.
Amy Siu, Stellvertretende Vorsitzende von Freiheit für Hongkong e. V. sagt: „Ilham Tohti wurde inhaftiert, weil er friedlich zum gegenseitigen Respekt zwischen den Völkern aufrief. Wir unterstützen seine Freilassung aus dieser ungerechtfertigten Inhaftierung.“
Verurteilung wegen „Anstiftung zum Separatismus“
Ilham Tohti wurde am 15. Januar 2014 verhaftet. Zu Beginn seiner Haftzeit wurde er mehr als einen Monat lang in Ketten gehalten, nachdem er sich gegen Demütigungen und Beleidigungen durch Mitgefangene gewehrt hatte, die von den Wärtern zu Übergriffen auf ihn ermutigt worden waren. Am 23. September 2014 wurde er wegen vermeintlicher „Anstiftung zum Separatismus“ zu lebenslanger Haft verurteilt. Seine Familie durfte ihn seit 2017 nicht mehr sehen.
Tohti hatte auf Basis seiner wissenschaftlichen Erkenntnisse konkrete Vorschläge gemacht, wie das Zusammenleben zwischen Uiguren, anderen muslimischen Ethnien und Han-Chinesen in Xinjiang/Ostturkestan gelingen könnte. Mit seinen Artikeln und als Diskussionsforen konzipierten Webseiten „Uyghur online“ und „Uyghurbiz“ setzte er sich für eine Verständigung zwischen Uiguren und Han-Chinesen ein. Aufgrund seiner Arbeit wurde er immer wieder von der Staatssicherheit drangsaliert und unter Hausarrest gestellt. Tohti wurde unter anderem mit dem Weimarer Menschenrechtspreis und dem Sacharow-Preis des Europäischen Parlaments geehrt.
Seit 2016/2017 begeht die chinesische Regierung mit ihrer Politik von Umerziehungslagern, langen Haftstrafen für Hunderttausende Menschen, Zwangssterilisierung, Zwangsarbeit und Familientrennungen einen Völkermord an den Uiguren.
Sie erreichen Hanno Schedler von der GfbV unter h.schedler@gfbv.de oder 0551/49906-15.
Sie erreichen Enver Can von der Ilham Tohti Initiative unter 01738912048.
Sie erreichen Asgar Can von der Uigurischen Gemeinde Europa unter 01635482175.
Sie erreichen Amy Siu von Freiheit für Hongkong e.V. unter 01602064220.
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