Börsen-Zeitung: Delle im Edelstahl Kommentar zur Prognosekorrektur bei Klöckner&Co, von Christoph Ruhkamp.
Frankfurt (ots)
Mitten im weltweiten Boom der Stahlindustrie reduziert Europas größter Stahlhändler Klöckner&Co überraschend seine Ergebnisprognose. Grund sind die sinkenden Margen beim Verkauf von Edelstahl sowie die Abwertung der Lagerbestände. KlöCos Aktienkurs bricht daraufhin an einem einzigen Tag um bis zu 25% ein, und die Kurse einiger deutscher Stahlhersteller zieht es mit nach unten. Was um Himmels willen ist passiert?
Um es gleich vorwegzunehmen: Es handelt sich um eine zwar nachvollziehbare, aber dennoch leicht übertriebene Reaktion des Kapitalmarkts. Nachvollziehbar, weil das Gewinnziel noch beim Investorentag im September nicht in Frage stand. Übertrieben, weil KlöCos Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen 2007 nun nur rund 10% niedriger ausfallen soll als im vorhergehenden Rekordjahr. Vorstandschef Thomas Ludwig hatte zuvor ein nicht näher beziffertes Übertreffen des Vorjahres-Ebitda von 395 Mill. Euro angekündigt.
Grund für die Korrektur der Prognose ist lediglich eine Verzögerung bei der von fast allen Marktteilnehmern einhellig erwarteten Erholung der traditionell volatilen Edelstahlpreise. Seit den Spitzenwerten im zweiten Quartal hatten die Edelstahlpreise um 30 bis 40% nachgegeben, weil der zuvor ebenfalls rekordhohe Preis für das in der Produktion benötigte Legierungsmetall Nickel abstürzte. Die ausgehandelten Edelstahl-Lieferpreise beinhalten einen flexiblen Anteil, der sich parallel zum Nickelpreis bewegt - also zuletzt abwärts. Neben dem Nickel dürften zudem die zunehmenden Billigimporte aus China auf die Edelstahlpreise drücken. Allerdings halten Marktkenner das Gewicht dieses Faktors für vergleichsweise gering.
Die absehbare Erholung kommt nun zu spät, um zu KlöCos diesjährigem Gewinn noch beizutragen. Grund ist aber nicht ein Nachlassen der Endkundennachfrage, die stetig wächst. Vielmehr wurden während des rasanten Nickelpreisanstiegs wegen befürchteter weiterer Steigerungen von vielen Marktteilnehmern Lagerbestände aufgebaut. Deren Abbau kommt aber voran. Wann der Preis wieder steigt, ist eine Frage von Monaten. Von den KlöCo-Managern hätte man jedoch erwarten dürfen, dass sie den Margenverfall ein wenig früher erkennen. Eine Warnung des größten deutschen Herstellers ThyssenKrupp zum Edelstahlmarkt gab es schließlich bereits im August.
(Börsen-Zeitung, 10.10.2007)
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