Alle Storys
Folgen
Keine Story von Börsen-Zeitung mehr verpassen.

Börsen-Zeitung

Börsen-Zeitung: Angst vor der Wahrheit Kommentar zur Lage und den Aussichten bei der UBS, von Daniel Zulauf.

Frankfurt (ots)

Natürlich sucht der UBS-Verwaltungsrat jetzt
nach Möglichkeiten, wie Präsident Marcel Ospel zu ersetzen wäre. Er 
muss es tun - allen gegenteiligen Behauptungen aus der 
Konzernzentrale zum Trotz. Vieles deutet aber darauf hin, dass man 
die wichtigste Frage seit der Gründung der Bank nicht mit der nötigen
Konsequenz angeht. So hört man in UBS-Kreisen immer noch das 
Argument, man könne wegen der Verfehlungen einer Handvoll gieriger 
Wallstreet-Trader doch nicht das Kind mit dem Bad ausschütten.
So oder ähnlich erklären zur Zeit auch die Verwaltungsräte der 
Société Générale, weshalb der operative Chef Daniel Bouton seinen 
Stuhl nicht sofort räumen soll. Das ist kein Zufall, denn in beiden 
Fällen haben die Räte Angst vor der Wahrheit - mit gutem Grund.
Fest steht, dass sich die Probleme der UBS schon früh angekündigt 
haben. Schon im Jahr 2005 hatte die Bank die Risiken im 
Aktiengeschäft um 50% gegenüber dem Vorjahr bzw. im 
Zweijahresvergleich sogar um 70% gesteigert. Der inzwischen 
entlassene Finanzchef Clive Standish erklärte die Entwicklung im Mai 
2006 mit dem Argument, dass die Margen im gewöhnlichen Aktienhandel 
für Kunden immer kleiner geworden seien. Um diese Entwicklung zu 
kompensieren, müsse man halt Geschäfte mit höheren Risiken forcieren,
denn schließlich habe die UBS eine weltweit führende Position im 
Aktienhandel zu verteidigen.
Andere Industrien haben sich mit derlei Strategien schnell in den 
Abgrund manövriert. Bei der UBS, die auf extrem ertragsstarkes 
Vermögensverwaltungsgeschäft zurückgreifen konnte, dauerte der 
Niedergang länger. Ospel und viele hochrangige UBS-Manager haben 
diese Strategie aktiv unterstützt und fürchten sich jetzt davor, dass
ein neuer Präsident die ganze Wahrheit aufdecken könnte. Dann müssten
aber nicht nur 1500 Händler in New York und London entlassen werden, 
wie jetzt geschehen. Auch viele Personen auf der ,Teppichetage' am 
Zürcher Paradeplatz müssten ihre Pulte räumen, weil sie vor allem von
den Erfolgen der Wallstreet-Händler profitierten und selbst zuwenig 
geleistet haben. Diese Erkenntnis ist schmerzhaft und sie kommt in 
der Schweiz oder in Frankreich, wo das Geschäftsleben durch starke 
persönliche Seilschaften geprägt ist, etwas weniger schnell als in 
Amerika, wo die Rechnung am Ende des Tages immer über die Performance
geht.
(Börsen-Zeitung, 31.1.2008)

Pressekontakt:

Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0

Original-Content von: Börsen-Zeitung, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: Börsen-Zeitung
Weitere Storys: Börsen-Zeitung