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Börsen-Zeitung: Passantrag abgelehnt, Kommentar zu Brüsseler Fondsplänen von Stefanie Schulte

Frankfurt (ots)

Ihrem Ziel, einen einheitlichen Fondsmarkt nach
dem Vorbild der USA zu schaffen, ist die europäische Fondsindustrie 
ein Stück nähergekommen. Die Europäische Kommission will Hürden für 
den Produktvertrieb im EU-Ausland ausräumen und grenzüberschreitende 
Fondsfusionen erleichtern. In Deutschland ist dies vor allem im Sinne
großer Fondsgesellschaften, die verstärkt in Richtung Ausland 
expandieren möchten.
Die Branche könnte sich also zurücklehnen - gäbe es nicht das Nein
der EU zum Management-Pass, der es Fondsanbietern erlauben würde, 
einen im Ausland aufgelegten Fonds vom Heimatland aus zu managen. 
Hilfreich wäre dies nach Darstellung der Fondslobbyisten unter 
anderem, wenn zwei Fondsgesellschaften grenzüberschreitend 
fusionieren: Beide könnten ihre Fondsmanagement-Aktivitäten 
kostensparend in einem Land konzentrieren, aber ihre jeweiligen 
lokalen Fondspaletten erhalten.
In diesem Falle wäre für die Fonds allerdings eine andere 
Aufsichtsbehörde zuständig als für die Fondsmanager. Mit diesem 
Argument lehnt die EU den Vorschlag ab. Freilich stehen die 
nationalen Aufseher vor ganz ähnlichen Abstimmungsproblemen, wenn 
Fonds grenzüberschreitend fusionieren oder im Ausland vertrieben 
werden sollen. Trotzdem will die EU beides zulassen.
Der Verdacht liegt daher nahe, dass Luxemburg und Irland ihre 
Wünsche durchgesetzt haben. Beide Länder haben mit ihrer besonders 
branchenfreundlichen Regulierung zahlreiche Fondsgesellschaften, 
unter anderem aus Deutschland, angelockt. Mit dem Management-Pass 
könnten diese dort künftig Fonds auflegen, ohne vor Ort auch 
Arbeitsplätze im Fondsmanagement zu schaffen. Im 
Regulierungswettbewerb ganz vorne mitzuspielen, würde sich für 
Luxemburg und Irland weniger auszahlen, wenn der Management-Pass 
existieren würde.
Wenn die EU den Pass ablehnt, unterstützt sie also die Interessen 
von Ländern, die von Regulierungsarbitrage profitieren. Dabei wäre 
der Pass ein sinnvolles Instrument zur Internationalisierung des 
Fondsmarktes. Es würde sich lohnen, die Aufsichtsbehörden enger zu 
verzahnen, um eventuelle Abstimmungsprobleme aus dem Wege zu räumen. 
Der Regulierungswettbewerb verdient dabei keine Rücksicht, denn er 
schadet nicht zuletzt den Verbrauchern.

Pressekontakt:

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