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Börsen-Zeitung: Ein Teil des Problems, Kommentar von Bernd Wittkowski zum Rücktritt von Ingrid Matthäus-Maier als Vorstandssprecherin der KfW

Frankfurt (ots)

Man kann Ingrid Matthäus-Maier durchaus
abnehmen, dass ihr Rücktritt als Vorstandssprecherin der KfW 
unmittelbar gesundheitliche Gründe hat. Das Desaster, das sich seit 
acht Monaten bei der KfW-Beteiligungsgesellschaft IKB - dem 
"Vorreiter" der Finanzmarktkrise - abspielt, war etwas viel an 
Belastung nicht nur für die Abschlüsse der IKB und der KfW und für 
die Geldbeutel der Steuerzahler. Arg strapaziert wurden auch Körper, 
Geist und Seele vieler Verantwortlicher. Wenn aus daraus 
resultierenden gesundheitlichen Beeinträchtigungen persönliche 
Konsequenzen für das ausgeübte Mandat gezogen werden, ist das zu 
respektieren.
Dies beantwortet aber noch nicht die Frage, ob die Niederlegung 
des Amtes nicht ein Schritt ist, der auch bei bester Gesundheit 
geboten gewesen wäre. "MM" ist sicher eine hervorragende 
Förderbankerin, die stets zu Hochform auflief, wenn es etwa um 
Klimaschutzziele, Armutsbekämpfung in der Dritten Welt oder nicht 
zuletzt um die Unterstützung des deutschen Mittelstandes ging. Als 
Krisenmanagerin in einer außergewöhnlichen Situation wie der 
faktischen Pleite der IKB hingegen war die 62-Jährige schon länger 
sichtlich überfordert - nicht sie allein, aber eine 
Vorstandssprecherin ist nun einmal "prima inter pares" und muss für 
gravierende Fehler folgerichtig auch als Erste den Kopf hinhalten. 
Denjenigen, in dessen Amtszeit das Unheil seinen Lauf nahm, Vorgänger
Hans Reich, kann man heute schließlich nicht mehr abberufen. Ihn 
hatte die frühere SPD-Finanzexpertin 2006 ja unbedingt ablösen 
wollen.
Die Ex-Politikerin, mit politischen Mechanismen gewiss noch gut 
vertraut, war am Montag gesund genug, sich im Verwaltungsrat mit 
einem Rundumschlag gegen die Politik, aber auch gegen "manche 
Institution der Kreditwirtschaft" und gegen "andere", die Fehler 
gemacht hätten, zu verabschieden. Das bestätigt den Eindruck 
fehlender Souveränität und erschreckender Wahrnehmungsdefizite, mit 
denen die KfW-Chefin schon vor und während der Krise auffiel. Die KfW
ist 2001, als "MM" seit eineinhalb Jahren im Vorstand saß, freiwillig
bei der IKB eingestiegen. Die Führung der Frankfurter Förderbank hat 
diese wichtige Beteiligung in der Folgezeit unzureichend 
beaufsichtigt und vom IKB-Vorstand eingegangene Risiken schlicht 
nicht verstanden. Wer sich als Banker so verhält, ist in der Tat ein 
Teil des Problems und sollte nicht durch Schuldzuweisungen von der 
eigenen Verantwortung ablenken.
(Börsen-Zeitung, 8.4.2008)

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