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Börsen-Zeitung: Die Ungeduld mit Citigroup, Kommentar zur geplanten Radikalkur der Citigroup von Bernd Neubacher

Frankfurt (ots)

Wer erwartet hatte, die Citigroup werde auf
ihrem Analystentag spektakuläre Veräußerungen, etwa der Citibank in 
Deutschland, oder gar ihre Aufspaltung ankündigen, den hat die Bank 
enttäuscht. Dies spricht nicht unbedingt gegen das Management unter 
Chief Executive Vikram Pandit. So wecken erste Hinweise auf eine 
Entspannung der Kreditkrise Hoffnungen, dass die Bank für 
Vermögenswerte höhere Preise erzielen wird, wenn sie zuwartet. Hält 
die Erholung im Markt für Junk Bonds an, wird Citigroup womöglich 
noch im großen Stil riskante Hypothekenpapiere los. Es ist eine Frage
des Vertrauens in den erst im Dezember angetretenen Bankchef, ob man 
sein Zögern auf Besonnenheit oder nur mangelnde Entschlusskraft 
zurückführt. Analysten und Anleger nicht von Ersterem überzeugt zu 
haben - dies muss er sich ankreiden lassen.
Gerade sechs Monate nach Pandits Amtsantritt steht der 
Geduldsfaden der Investoren schon wieder unter Spannung, auch weil 
die Bank nach horrenden Wertberichtigungen und einer Halbierung des 
Aktienkurses binnen Jahresfrist begonnen hat zu geizen. Die Dividende
hat das Institut schon im Januar um rund 40% gekürzt. Die 
Kapitalerhöhungen der vergangenen Monate steigern nun weiter die 
Kapitalkosten und verwässern das Grundkapital.
Operativ sind die Aussichten mies: Die Abschreibungen auf 
notleidende Kredite dürften weitergehen. Und wie sollen denn in einem
schwachen Konjunkturumfeld die Erträge wachsen, wenn die Bank wie nun
angekündigt tatsächlich beinahe ein Fünftel ihrer momentanen Aktiva 
in den kommenden Jahren abstößt?
Pandit stellt der Bank ja selbst ein Armutszeugnis aus, wenn er 
den Marktauguren geschlagene zehn Jahre nach dem Zusammenschluss von 
Citicorp und Travelers eröffnet, in gewisser Weise sei der 
Zusammenschluss nie vollendet worden. Sicher: Nur weil Citigroup mit 
Sanford Weill erst einen Chef hatte, der akquirierte, ohne zu 
integrieren, und danach Charles Prince, der sich eher um rechtliche 
Belange kümmerte als ums operative Geschäft, ist das Geschäftsmodell 
der Universalbank nicht gescheitert - JPMorgan hat beim Kauf von Bank
One vorgemacht, dass dabei eine Fusion funktioniert, wird die 
Eingliederung gemeistert. Das Beispiel lehrt aber auch, dass dies 
Jahre dauert. So viel Zeit werden die Anleger Pandit kaum geben.

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