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Börsen-Zeitung: Die neue Unabhängigkeit, Kommentar von Carsten Steevens zur Übernahmeofferte der ING für Deutschlands größten Baufinanzierungsmakler Interhyp

Frankfurt (ots)

Seit Herbst 2007 steht die Postbank nun im
Schaufenster, doch es könnte noch etwas dauern, bis Deutschlands 
größte Filialbank verkauft wird. Auf einen möglichen Bieterkampf um 
die 14,5-Millionen-Kunden-Adresse muss man jedoch keineswegs warten. 
Es tut sich auch so einiges im deutschen Retail Banking. Das 
Vorprogramm bestreiten durchaus namhafte Adressen: AWD lässt sich von
Swiss Life übernehmen, die Santander Consumer Bank schnappt sich das 
hiesige Ratenkreditgeschäft von Royal Bank of Scotland sowie GE Money
und die ING greift nach Deutschlands größtem Baufinanzierungsmakler 
Interhyp.
Die Holländer, die nach der Übernahme der ING-DiBa im deutschen 
Privatkundenmarkt jahrelang auf der Überholspur waren und die 
Kundenzahl von 1 Million Anfang 2002 auf 6,1 Millionen Ende 
vergangenen Jahres steigerten, schwächelten zuletzt. Die Konkurrenz 
erhöhte ihre Schlagkraft, das Wachstum der ING-DiBa verlangsamte sich
spürbar. Nun hat der Finanzkonzern, der in Deutschland mit seinem 
Engagement bei der BHF-Bank auch schon Schiffbruch erlitt, wieder ein
Angriffssignal gesendet.
Eine Gegenofferte erscheint kaum wahrscheinlich, nachdem die 
beiden Unternehmenslenker fast ein Drittel der Aktien bereits 
angedient haben. Ob und in welchem Maß ING mit Interhyp in der 
privaten Baufinanzierung reüssieren wird, muss sich aber noch zeigen.
Eine Gewinnwarnung des Maklers im September kostete an einem Tag fast
ein Drittel des Börsenwerts. Das historische Kurstief der Interhyp 
liegt gerade drei Monate zurück. Mit dem Wegfall der Eigenheimzulage 
haben sich die Marktbedingungen für private Baufinanzierungen 
verschlechtert. Auch die ING-DiBa spürte dies mit einem rückläufigen 
Neugeschäft im vergangenen Jahr.
Wesentlich für den Erfolg der Übernahme wird aber vor allem der 
Erhalt des Geschäftsmodells von Interhyp sein. Dieses basierte 
bislang darauf, unabhängig von den Interessen eines Finanzkonzerns in
Kooperation mit zuletzt mehr als 50 Partnern Baufinanzierungen zu 
vermitteln. Sparkassen und Genossenschaftsbanken, aber auch 
Privatbanken, die mit der Interhyp ihr Baufinanzierungsgeschäft 
ausbauen wollen, denen aber die ING-DiBa seit Jahren Kunden wegnimmt,
könnten von dieser neuen Art der Unabhängigkeit auf Dauer nicht 
erbaut sein.
(Börsen-Zeitung, 20.5.2008)

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