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Börsen-Zeitung: Staat als Banker, Kommentar zur Tagesanleihe des Bundes von Kai Johannsen

Frankfurt (ots)

Der Staat geht in die Offensive, und so mancher
Bank dürfte sie wie ein Frontalangriff vorkommen. Denn ab Juli dieses
Jahres wird die Deutsche Finanzagentur, die das Liquiditäts- und 
Schuldenmanagement des Bundes regelt, im Privatkundengeschäft den 
Banken Konkurrenz machen.
Gestartet wird die Tagesanleihe - ein Geldmarktkonto im 
Anleihemantel. Das Produkt ist für den Privatinvestor sehr attraktiv.
Beim aktuellen Eonia-Satz kommt das Produkt auf gute 3,7% Verzinsung 
p.a. Das ist mehr als bei Tagesgeldkonten vieler Banken, die bei 3 
bis 3,25% liegen. Auch in der historischen Betrachtung kommt das neue
Produkt sehr gut weg: Die Tagesgeldanleihe hätte zum Beispiel die 
Geldmarktfonds in den vergangenen zehn Jahren abgehängt.
Die Angelegenheit ist eine zweischneidige Sache. Die Finanzagentur
ist mit der Vorgabe gegründet worden, für den Bund Ersparnisse über 
geschicktes Management der Liquidität und Bundesschulden zu 
realisieren. Aufgrund dieses Zieles ließe sich aus Sicht der 
Finanzagentur auch argumentieren, dass in allen Bereichen, in denen 
das Institut tätig werden kann, nach Ergebnisbeiträgen zu suchen ist.
Die in diesem Zusammenhang geschätzten 40 Mill. Euro sind aus Sicht 
der Finanzagentur kein Pappenstiel.
Die Sache könnte für die Finanzagentur aber auch zum Bumerang 
werden. Seitdem die Finanzagentur auch neue Produkte über 
Auktionsverfahren und nicht mehr über Bankensyndikate an den Markt 
bringen will, ist die Bereitschaft der Banken, bei den 
Anleiheauktionen aggressiver zu bieten, spürbar zurückgegangen. Warum
noch viel bieten, wenn die Aussicht auf lukrative Mandate bei der 
Markteinführung von neuen Produkten immer mehr abnimmt? Da nützt 
einem der gute Platz in der Bietergruppe Bundesemissionen nicht mehr 
viel. Eine hohe Positionierung war bisher immer eine günstige 
Ausgangsposition für die Mandate. Wenn den Banken nun auch noch 
Konkurrenz gemacht wird im Geldmarktgeschäft, und das in einer Zeit, 
in der Liquidität extrem gesucht ist, könnte das Bietungsverhalten 
noch weiter leiden.
Und schließlich: Dass der Staat in diesem Fall als Quasi-Banker 
fungiert, ist als ordnungspolitischer Sündenfall einzustufen. Die 
Finanzagentur, aber vor allem der Finanzminister als Hausherr der 
Agentur muss sich wohl auf einige Gesprächsrunden einstellen.

Pressekontakt:

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Redaktion

Telefon: 069--2732-0

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