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Börsen-Zeitung: Die Kapitulation, Kommentar zur Restrukturierung der Deutschen Post von Walther Becker

Frankfurt (ots)

Es ist kein Befreiungsschlag à la Trennung von
Chrysler bei Daimler. Es ist das Eingeständnis einer Niederlage. Die 
Deutsche Post gibt im Kampf um den US-Markt klein bei. Die Rechnung 
für das vor Jahren begonnene große Abenteuer jenseits des großen 
Teichs bezahlen die Investoren - schon seit Jahren. Nun kommen nach 
all' den Verlusten in der Vergangenheit noch 2 Mrd. Dollar für die 
Sanierung der chronisch defizitären Express-Sparte in Nordamerika 
hinzu.
Frank Appel zieht die Reißleine - ein längst überfälliger Schritt,
den sein Vorgänger Klaus Zumwinkel, in der Hoffnung, es aus eigener 
Kraft doch noch zu schaffen, gescheut hatte. Doch nicht einmal nach 
dem Einsatz der enormen Summe von weiteren 2 Mrd. Dollar kann 
Konzernchef Frank Appel die Prognose wagen, wann DHL Express in 
Übersee schwarze Zahlen abliefert. 2011 soll der Verlust niedriger 
ausfallen als der Wertbeitrag der Aktivitäten dort: Dann dürften 
immer noch 300 Mill. Dollar "Miese" eingefahren werden - ein Fass 
ohne Boden. Klar, hinterher ist man immer klüger. Doch: Dieses Paket 
hätte der Bonner Konzern schon vor zwei Jahren schnüren können und 
damit Anlegern und Management eine Menge erspart.
Dass der Bonner Konzern ausgerechnet mit dem Erzrivalen UPS 
paktiert, überrascht, ist aber wohl der klügste Schachzug, den Appel 
tun konnte - auch wenn es ausgesprochen peinlich wirkt, sich mit dem 
Wettbewerber zusammenzutun, mit dem man sich erbittert auch vor 
Gericht bekämpft hatte. Die Stärke von UPS und Fedex auf dem 
oligopolistischen US-Markt ist schließlich dafür verantwortlich, dass
die Post mit DHL in Amerika nicht zum Zuge gekommen ist. So der 
Vertrag mit dem weltgrößten Express- und Paketzustelldienst der Welt 
denn auch tatsächlich in trockene Tücher kommt, übernimmt UPS den 
Lufttransport der Sendungen von DHL Express innerhalb der USA. Das 
Transportnetz am Boden soll signifikant gestrafft werden.
Nun wird sich Appel der Zukunft der Postbank widmen. Natürlich 
muss der Konzernchef betonen, er gehe die Entscheidung "in aller 
Ruhe" an. Doch seine Aktionäre setzen ihm zu, Kasse zu machen und die
Mittel in der Größenordnung von 5 Mrd. Euro nicht allein zur 
Finanzierung der Pensionsverpflichtungen einzusetzen. Der Ruf nach 
Sonderausschüttung wird kommen - und zwar per Express.

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