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Börsen-Zeitung: Detroit dreht auf, Kommentar von Dieter Kuckelkorn zur Forderung der US-Automobilhersteller nach staatlichen Beihilfen

Frankfurt (ots)

General Motors, Ford und Chrysler drehen auf:
Die "Big Three" aus Detroit haben ihre Lobbyisten-Heerscharen in 
Richtung Washington in Marsch gesetzt. Sie fordern bis zu 50 Mrd. 
Dollar an staatlichen Beihilfen. Gezahlt werden sollen diese in Form 
von staatlich garantierten Krediten, deren Verzinsung deutlich unter 
dem Marktzins liegen soll. Wie es scheint, sind die Aussichten gut, 
dass die Konzerne die Staatsknete erhalten: Die USA befinden sich 
einem Wahljahr, und beide Kandidaten für die Präsidentschaftswahl, 
Barack Obama und John McCain, haben ihre Zustimmung signalisiert.
Zur Begründung verweisen die Konzerne auf die im Dezember 
beschlossenen Vorschriften über deutlich niedrigere Benzinverbräuche 
und betonen, sie bräuchten die Mittel, um trotz ihrer desolaten 
Absatz- und Finanzlage die erforderlichen Technologien für sparsamere
Automobile entwickeln zu können. Aus Sicht vieler europäischer und 
asiatischer Konkurrenten, für die der US-Markt eine große Bedeutung 
hat, ist dies ein starkes Stück. Denn im Gegensatz zur US-Industrie, 
die trotz mahnender Stimmen einseitig auf spritfressende Pick-up 
Trucks und Sports Utility Vehicles gesetzt hat und teure 
Investitionen in Zukunftstechnologien scheute, haben sie längst die 
sparsamen Modelle im Angebot, nach denen der US-Autokäufer Ausschau 
hält. Die Investitionen dafür mussten sie aus eigener Kraft 
finanzieren.
Vor allem die Europäer haben allen Grund, sich über Washingtons 
Subventionitis zu echauffieren. Noch in guter Erinnerung ist der 
Handelsstreit mit den USA, die wegen 10 Mrd. Euro an staatlichen 
Krediten für die Entwicklung des Airbus-Flugzeugtyps A350 auf die 
Barrikaden gingen. Die 50 Mrd. Dollar für Detroit dürften der 
US-Regierung daher außenpolitisch erhebliche Schwierigkeiten 
bereiten.
Innenpolitisch hat Washington jedoch kaum eine Wahl. Der Konkurs 
einer der drei Konzerne dürfte die beiden anderen mit in den Abgrund 
reißen, in diesem Fall würde es wesentlich teurer: Statt eines 
Aufwands von etwa 7,5 Mrd. Dollar für die 50 Mrd. Dollar an 
Kreditgarantien hätte die US-Regierung rund 100 Mrd. Dollar an 
Pensionsverpflichtungen zu schultern. Außerdem hängt (noch) jeder 
siebte Job in den USA von der Autoindustrie ab, so dass auch 
konjunkturelle Nachbeben zu erwarten wären. Der Grundsatz "Too big to
fail" gilt in den USA nicht nur für Banken.
(Börsen-Zeitung, 26.8.2008)

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