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Börsen-Zeitung: Lloyds als lahmer Gaul, Kommentar von Norbert Hellmann zur Erhöhung des Staatsanteils an der britischen Lloyds Banking Group

Frankfurt (ots)

Auf der britischen High Street ist Lloyds TSB
mit ihrem Logo des sich aufbäumenden Rappen eine feste Größe. Für die
Aktionäre der nach verhängnisvoller Übernahme von HBOS nun als Lloyds
Banking Group firmierenden Adresse ist das stolze Wappentier jedoch 
nur noch eine traurige Reminiszenz wert.
Mit "AAA"-Rating und traumhaften Eigenkapitalrenditen zählte 
Lloyds TSB über Jahrzehnte hinweg zu den solidesten und 
profitabelsten Banken auf der Welt. Zur Bereinigung der Schieflage 
bei HBOS werden Lloyds nun allerdings in Form einer staatlichen 
Mehrheitsbeteiligung Zügel angelegt, die sich über Jahre hinweg nicht
abstreifen lassen.
Das Einzige, was den Aktionären jetzt noch bleibt, ist der 
Versuch, Rache am Führungsduo Victor Blank und Eric Daniels zu 
nehmen. Chairman Blank war es, der sich im letzten Sommer nach einem 
Zwiegespräch mit Premier Gordon Brown darauf einließ, die am 
Aktienmarkt bereits wund geschossene HBOS zu übernehmen, um sie mit 
der solideren Lloyds-Bilanz abzupuffern. Dafür ließ die Regierung das
Wettbewerbsrecht verbiegen.
Für Lloyds, der man einst den Kauf von Abbey National untersagt 
hatte, tat sich die heiß begehrte Konsolidierungschance auf. Daniels 
versprach sich und den Aktionären von der neuen Position als 
unangefochtener Marktführer im britischen Retailmarkt Wunderdinge, 
die eine Durststrecke zur Verdauung der HBOS-Risiken und den Eintritt
des Staates als Minderheitsaktionär rechtfertigen sollten.
Nun aber bringt das staatliche Versicherungsschema für faule 
Bilanzaktiva im Gegenzug die Erhöhung des Staatsanteils auf 
mindestens 65%. Zwar sorgt das Arrangement dafür, dass Lloyds an 
unberechenbaren Risiken der HBOS nicht zugrunde gehen wird, doch ist 
das für die Aktionäre nur ein schwacher Trost. Ihr verwässertes 
Kapital trägt keinen Einfluss mehr, und die Kreditvergabepolitik der 
Bank wird staatlichen Zielen untergeordnet.
Anders als eine Bad-Bank-Lösung ist der Versicherungsdeal kein 
Befreiungsschlag, mit dem die Institute rasch saniert und in private 
Hände rücküberführt werden können. Vielmehr zeichnet sich eine Phase 
von fünf bis zehn Jahren ab, in denen Lloyds ihre Schuld gegenüber 
dem Kapitalspender und Garantiegeber abträgt. Von den versprochenen 
Marktchancen eines Retailgiganten werden die Aktionäre sehr lange 
garantiert nichts haben.
(Börsen-Zeitung, 10.3.2009)

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