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Börsen-Zeitung: Schlechtes Sommertheater, Kommentar von Bernd Weber zum Machtkampf zwischen VW und Porsche

Frankfurt (ots)

Abgesagte Treffen der Arbeitsgruppe
"Integration", auf Eis gelegte Fusionsgespräche, ein abwesender 
Aufsichtsrat Ferdinand Piëch beim Treffen des Kontrollgremiums der 
Porsche AG am Montag im Entwicklungszentrum Weissach, 
Betriebsratschefs, die Stellvertreterkriege führen. Das Theater um 
Porsche und VW nimmt groteskere Züge an.
Anstatt die Situation zu analysieren, daraus die entsprechenden 
Schlüsse zu ziehen und zu handeln, wird getreten und gebissen, mal 
offen, mal verdeckt. Verletzt werden nicht nur die handelnden 
Personen, ob sie nun Wolfgang Porsche, Ferdinand Piëch, Wendelin 
Wiedeking oder Holger Härter heißen. Nein, auch wird beiden 
Unternehmen, VW und Porsche, Schaden zugefügt. Beispiele guter 
Corporate Governance sehen jedenfalls anders aus.
Der Hagel, der derzeit auf Porsche herniederprasselt, hat schon 
etwas von einem ausgewachsenen Unwetter. Und es hat den Anschein, als
ob einige Wettermacher Tag für Tag Neues aushecken, um zu verhindern,
dass die Sonne über Zuffenhausen wieder zum Vorschein kommt. 
Suggeriert wird meist, dass Porsche dem finanziellen Kollaps nahe 
ist. Porsche hat konstatiert, dass Schulden abgebaut werden müssen, 
und auch, dass es Kapitalbedarf gibt. Daraus einen Konzern am Rande 
des Ruins zu konstruieren ist allerdings grob fahrlässig und spielt 
nur jenen in die Hände, die den Wert des Sportwagenbauers möglichst 
niedrig sehen wollen. Eines ist sicher, die Porsche-Vorzugsaktionäre 
gehören nicht dazu. Ganz unschuldig an dem Tohuwabohu ist 
Zuffenhausen nicht. Auch Porsche-Chef Wiedeking nahm oft kein Blatt 
vor den Mund, wenn es um die Analyse des VW-Zustandes ging. Heilige 
Kühe sollten geschlachtet werden. Dass sich nun die ehemals 
Attackierten wehren, da sich der magnetische VW-Porsche-Pol Richtung 
Niedersachsen verschoben hat, ist zwar verständlich. Aber Rachsucht 
war selten ein guter Ratgeber.
Nachdem die Übernahme von VW durch Porsche gescheitert ist, sollte
konstruktiv an einer Lösung gearbeitet werden. Das ist zwar für die 
Öffentlichkeit vermutlich erheblich weniger spannend, hilft aber der 
Sache. Denn die Integration von Porsche und VW soll beiden Seiten zum
Vorteil gereichen und nicht der Erheiterung des Publikums in einem 
schlechten Sommertheater dienen.
(Börsen-Zeitung, 19.5.2009)

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