Börsen-Zeitung: Vor dem Entzug, Kommentar von Peter Olsen zum nahezu ausgeschöpften Fördertopf im Rahmen der deutschen Umweltprämie für Neufahrzeuge
Frankfurt (ots)
Das war's dann wohl! Für 180000 Pkw reichen die bereitgestellten Fördermittel im Rahmen der deutschen Umweltprämie noch aus. Dann wird die süße Droge von 2500 Euro für den Kauf eines Neuwagens bei gleichzeitigem Verschrotten eines zugelassenen Altfahrzeugs abgesetzt - die Autoindustrie steht vor dem Entzug. Jetzt müssen die Unternehmen zeigen, dass sie die vom Staat finanzierte Überbrückungszeit dazu genutzt haben, sich auf die hierzulande langfristig sichere, niedrigere Nachfrage einzustellen und verbrauchsärmere Fahrzeuge zu entwickeln.
Auch wenn in drei oder vier Wochen der üppige Fördertopf von 5 Mrd. Euro leer sein sollte, werden an den inländischen Neuzulassungszahlen noch keine dramatischen Einbußen festzustellen sein. So manches mit der Umweltprämie mitfinanzierte Fahrzeug muss erst noch gebaut und dann angemeldet werden - das kann sich bis ins nächste Jahr hinein erstrecken.
Und da im August vergangenen Jahres der Abschwung bei den Fahrzeugzulassungen mit einem Minus von 10% begann, hilft auch der statistische Basiseffekt enorm dabei, die Lage am heimischen Automarkt für den Rest des Jahres schöner erscheinen zu lassen, als sie tatsächlich ist. Als Erste werden natürlich die Händler, die bislang so stark profitierten, zu spüren bekommen, dass sich in ihren Verkaufsräumen weniger Interessenten tummeln. Und die Hersteller, die in den ersten Monaten dieses Jahres mit kräftigen Produktionskürzungen und Umsatzeinbußen dazu beitrugen, überhöhte Lagerbestände abzubauen, werden nur in Maßen die Fertigung wieder hochfahren - wenn überhaupt.
Denn entscheidend ist für die exportlastige deutsche Autoindustrie, was sich auf den Märkten im Ausland tut. Die auch dort laufenden Abwrackprämien kaschieren ebenfalls das Grundproblem: bestenfalls Stagnation auf den etablierten Märkten Nordamerika, Westeuropa und Japan, zuletzt auch in Brasilien, Wachstum in China und Indien, Unsicherheit in Russland, wann dort die rasante Talfahrt ein Ende findet.
Die Finanzlage vieler Konzerne ist schon jetzt extrem angespannt. Ohne Umweltprämie wäre Opel wohl längst das Geld ausgegangen, neue Wettbewerber aus Fernost suchen künftig auch im Westen ihre Chancen. Die überfällige Neuordnung in der weltweiten Automobilwirtschaft, das scheint sicher, hat bisher noch gar nicht begonnen.
(Börsen-Zeitung, 18.8.2009)
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