Alle Storys
Folgen
Keine Story von Börsen-Zeitung mehr verpassen.

Börsen-Zeitung

Börsen-Zeitung: Der süße Duft des Ausstiegs, Kommentar zur Geldpolitik der EZB von Jürgen Schaaf

Frankfurt (ots)

Es riecht nach Exit. Angesichts der robusten
konjunkturellen Erholung, überraschend hoher Gewinne einiger Banken 
sowie der ersten Zinserhöhungen in einzelnen Währungsräumen wird der 
süße Duft des Ausstiegs aus der unkonventionellen Geldpolitik auch in
Kontinentaleuropa verströmt. Nicht zuletzt die jüngsten Äußerungen 
von Bundesbankpräsident Axel Weber haben die Erwartung genährt, die 
Europäische Zentralbank (EZB) könnte bereits am Donnerstag einen 
Zeitplan zum Rückzug aus der extrem langfristigen Vollzuteilung 
vorlegen. EZB-Ratsmitglied Weber hatte angedeutet, dass es im 
kommenden Jahr keine Liquidität auf Zwölf-Monats-Basis mehr geben 
werde. Wer jetzt aber eine restriktivere Ausrichtung der Geldpolitik 
in der Eurozone erwartet, geht fehl.
Zwar ist es in der Tat plausibel, dass sich die Banken der 
Eurozone am 16. Dezember vorerst zum letzten Mal für ein ganzes Jahr 
unbegrenzt mit Notenbankgeld eindecken können. Denn tatsächlich haben
sich die Refinanzierungsbedingungen der Kreditinstitute so weit 
entspannt, dass derart paradiesische Zustände nicht mehr zu 
rechtfertigen sind. Eine Trendwende der Geldpolitik ist dies 
allerdings noch nicht. Denn weder steht mit der Abschaffung der 
Zwölf-Monats-Tender die Vollzuteilung per se noch das Rekordtief des 
Leitzinsniveaus von 1% zur Debatte.
Und das ist auch gut so. Denn zum einen droht den Banken neues 
Ungemach. Nicht nur die EZB rechnet damit, dass die Verschlechterung 
der Kreditqualität die Darlehensvergabe belasten wird. Zum Zweiten 
ist die Realwirtschaft noch lange nicht über den Berg. Auch wenn die 
Wachstumszahlen früher in den positiven Bereich zurückgekehrt sind 
als gedacht: Sie sind vor allem das Ergebnis der Stützen, die 
Geldpolitik und Regierungen aufgestellt haben. Von einem 
selbsttragenden Aufschwung kann noch nicht die Rede sein. Zudem sind 
die Produktionskapazitäten der Eurozone immer noch derart schwach 
ausgelastet, dass sich noch lange kein Inflationsdruck aufbauen kann.
Vor diesem Hintergrund ist mit Zinserhöhungen auch im kommenden Jahr 
fürs Erste nicht zu rechnen.
In diesem Umfeld, das weiterhin noch von extremer Unsicherheit 
geprägt ist, wird die EZB am Donnerstag daher auch kaum über 
rhetorische Eventualitäten hinaus Informationen zum Timing des Exits 
aus der unkonventionellen Geldpolitik geben.

Pressekontakt:

Börsen-Zeitung
Redaktion
Weitere Informationen: www.boersen-zeitung.de
Telefon: 069--2732-0

Original-Content von: Börsen-Zeitung, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: Börsen-Zeitung
Weitere Storys: Börsen-Zeitung