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Börsen-Zeitung: Flugzeugbauer im Sturzflug, Kommentar von Stefan Kroneck zum Quartalsergebnis der Airbus-Muttergesellschaft EADS

Frankfurt (ots)

EADS und Boeing befinden sich im Sturzflug. Die
Airbus-Muttergesellschaft verbuchte im dritten Quartal einen 
Nettoverlust von 87 Mill. Euro. Ihr US-Rivale rutschte gar mit -1,6 
Mrd. Dollar tief in die Verlustzone und musste daraufhin die 
Jahresprognose kappen.
Der weitaus höhere Fehlbetrag der Amerikaner dürfte aber für die 
Europäer nur ein schwacher Trost sein. Die peinliche 
Entwicklungspanne beim Militärtransportflieger A400M wird der EADS 
erneute Mehrkosten in Milliardenhöhe bescheren, sollte an dem Projekt
festgehalten werden. Zudem leidet Airbus immer noch unter den Folgen 
des Auslieferungsfiaskos mit dem Riesenflugzeug A380.
Zusätzlich drückt die durch die weltweite Wirtschaftsflaute 
verschärfte Krise vieler Luftfahrtgesellschaften die Ertragskraft von
Airbus wie von Boeing. Die Krise der Airlines dämpft das Neugeschäft 
beider Flugzeugbauer erheblich, was später tiefe Löcher in ihre 
Erfolgsrechnungen reißen wird. Auslieferungen werden wegen 
Finanzierungsengpässen von Kunden zunehmend verschoben und Aufträge 
vermehrt storniert. Die noch für 2009 absehbaren Absatzrekorde bei 
Airbus (490 Stück) und Boeing (485 Stück) werden beide Firmen in den 
kommenden beiden Jahren wohl nicht mehr überbieten. Damit entfällt 
für das Duo in einem von Preisdruck und Überkapazitäten beherrschten 
Markt auf absehbare Zeit eine wesentliche operative Stütze, die 
Sonderbelastungen als Folge fehlerhafter Entwicklungs- und 
Fertigungsstrategien abmildern oder überkompensieren kann.
Die folgenschweren Entwicklungsprobleme bei Boeing (Modell 787) 
und bei Airbus (A400M) werden die Ertrags- und Finanzkraft beider 
Unternehmen noch über 2010 hinaus arg strapazieren.
Vor diesem Hintergrund halsen sich die ehrgeizigen Europäer mit 
dem geplanten Langstreckenflieger, dem A380-Schwestermodell A350, 
eine weitere Hürde auf, die ihre Kapazitäten vollends sprengen 
könnte. Angesichts der schlechten Erfahrungen mit der A380 wäre 
EADS-Chef Louis Gallois gut beraten, das mit 10 Mrd. Euro 
veranschlagte A350-Programm zu überdenken. Schließlich birgt die 
A400M für seinen Konzern ein erhebliches finanzielles Risiko. Würde 
das Programm von den beteiligten Nato-Staaten abgeblasen, müsste die 
EADS fast 6 Mrd. Euro an Anschubhilfen zurückzahlen - Geld, das für 
künftige Projekte fehlen würde.
(Börsen-Zeitung, 17.11.2009)

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