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Börsen-Zeitung: Ein klassischer Aufschwung, Kommentar zur Konjunkturstimmung von Reinhard Kuls

Frankfurt (ots)

Die globale Konjunkturstimmung hat sich auf ein
Niveau erholt, wie es vor fast zwei Jahren herrschte. Damals war 
vielen Wirtschaftsakteuren und Analysten noch gar nicht klar, dass 
die ein paar Monate zuvor begonnene Schieflage am US-Hypothekenmarkt 
sich zu einer weltweiten Finanzkrise und zur schärfsten Rezession 
auswachsen würde, die die Welt seit den 1930er Jahren heimgesucht 
hat.
Nun ist der Ifo-Wirtschaftsklimaindex exakt wieder auf dem Stand 
von Anfang 2008. Die Aussichten, die der Weltwirtschaft zugeschrieben
werden, sind sogar noch positiver als die Lageurteile. Der 
Erwartungsindex ist so hoch wie seit Anfang 2004 nicht mehr.
Gerade der deutschen Volkswirtschaft mit ihrer starken 
Exportorientierung eröffnet dies hervorragende Perspektiven. Es 
zeichnet sich inzwischen ein ganz klassischer Aufschwung ab, auch 
wenn er von einem sehr niedrigen Niveau aus startet. Aber er startet 
immerhin.
Beginnend mit der sich in den jüngsten Daten zum Auftragseingang 
für die deutsche Industrie bereits abzeichnenden Belebung des 
Exportgeschäfts sollten auch die Investitionen wieder anziehen. Ein 
verzögertes Einsetzen dieser Unternehmensausgaben, die traditionell 
über die Dynamik der Aufschwünge in Deutschland entscheiden, ist aber
zu befürchten, denn gar zu niedrig ist noch immer das 
Auslastungsniveau der deutschen Volkswirtschaft - trotz der leichten 
Anstiege im Frühjahr und Sommer.
Wenn aber die Investitionen nicht schnell und fulminant nach oben 
katapultiert werden, verschiebt sich auch der Wendepunkt am deutschen
Arbeitsmarkt. Dort stehen die Zeichen trotz der erheblichen Stütze 
durch das Instrument der Kurzarbeit noch immer auf Verschlechterung. 
Wirklich Schlimmes steht vermutlich erst noch bevor.
Steuererleichterungen für die privaten Haushalte, und gar nur 
diejenigen mit Kindern, werden - so wünschenswert sie etwa 
familienpolitisch ohne Zweifel sind - unter gesamtwirtschaftlichen 
Nachfrageaspekten nicht sehr stark anschieben. Mehr Hoffnung bietet 
da schon, paradoxerweise, ein Grundfehler aller Konjunkturprogramme 
mittels öffentlicher Auftragsvergabe: Sie kommen meist zu spät. Die 
Maßnahmen der Bundesregierung von Anfang des Jahres sind da keine 
Ausnahme - aber ein Segen im nächsten Jahr, wenn erheblich höhere 
Arbeitslosigkeit droht.

Pressekontakt:

Börsen-Zeitung
Redaktion
Claus Döring
Telefon: 069--2732-0
doering@boersen-zeitung.com

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