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Börsen-Zeitung: Exit-Signal für Kurzarbeit! Kommentar von Stephan Lorz

Frankfurt (ots)

Sie ist das deutsche Wundermittel gegen die
Folgen der Wirtschafts- und Finanzkrise: die Kurzarbeit. Ohne das 
Angebot der Bundesagentur für Arbeit würde es rund eine halbe Million
Arbeitslose mehr geben. Zwar sind derzeit trotz Kurzarbeit 232000 
mehr Menschen auf Jobsuche als im Vorjahr, aber in Anbetracht des 
dramatischen Produktionseinbruchs und des nach wie vor geringen 
Auslastungsgrads der Wirtschaft ist die Entwicklung vergleichsweise 
glimpflich verlaufen. Das schlägt auch positiv auf Konsum und 
Befindlichkeit der Menschen durch. Die Bundesagentur erwartet für 
2009 jetzt nicht mehr, dass die Schwelle von 4 Millionen Arbeitslosen
überschritten wird. Dieser Erfolg, der bereits Länder wie Spanien zur
testweisen Adaption des Instruments veranlasst hat, bewog jetzt auch 
Bundeskanzlerin Angela Merkel, die Regelung um ein Jahr zu 
verlängern. Erst 2011 soll das Angebot einer erweiterten Kurzarbeit 
jetzt auslaufen. Am heutigen Mittwoch wird sich das Bundeskabinett 
mit diesem Vorschlag befassen.
Der in der Arbeitsmarktstatistik ablesbare Erfolg der Kurzarbeit 
verstellt indes den Blick für ihre volkswirtschaftlichen Kosten. 
Finanzieren muss das Kurzarbeitergeld nämlich die Bundesagentur für 
Arbeit. Sie hat für das laufende Jahr knapp 5 Mrd. Euro dafür 
veranschlagt. Schon jetzt fährt die Agentur aber ein zweistelliges 
Milliardenminus ein. Wird die Kurzarbeit verlängert, müssten 
zwangsläufig die Sozialbeiträge steigen, was Jobs anderswo gefährdet.
Wird das Defizit über Steuern oder Verschuldung finanziert, werden 
die negativen Folgen nur später zu spüren sein.
Obendrein ist es unklar, ob die Kapazitäten, welche die 
Unternehmen jetzt vorhalten, überhaupt wieder wie früher genutzt 
werden. Einige Branchen dürften das Vorkrisenniveau gar nicht mehr 
erreichen. Vielen Mitarbeitern werden damit falsche Hoffnungen 
gemacht. Folge: Die Strukturen verkrusten, notwendige Veränderungen 
finden nicht statt.
Wer wird in der Politik die Reißleine ziehen, wenn auch 2010 und 
2011 viele Betriebe wieder über Unterauslastung klagen? Wird auf 
diese Weise die Kurzarbeiterregelung zur Dauersubvention? Es ist an 
der Zeit, mit einer etwaigen Verlängerung der Kurzarbeit - analog zur
Debatte über die geldpolitische Trendwende - auch eine Exit-Strategie
zu kommunizieren, wie man diese Konjunkturhilfe wieder loswird.

Pressekontakt:

Börsen-Zeitung
Redaktion
Claus Döring
Telefon: 069--2732-0
doering@boersen-zeitung.com

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