Alle Storys
Folgen
Keine Story von Börsen-Zeitung mehr verpassen.

Börsen-Zeitung

Börsen-Zeitung: Der Dollar schlägt zurück, Marktkommentar von Christopher Kalbhenn

Frankfurt (ots)

Kaum eine Finanzmarktgröße neigt dazu, so abrupt
und gleichzeitig so heftig die Richtung zu wechseln wie der Dollar. 
Das bekommen dieser Tage diejenigen Marktteilnehmer schmerzhaft zu 
spüren, die sich mit Wetten gegen die US-Währung auf der sicheren 
Seite wähnten. Denn es wurde - und wird - seitens der Notenbank der 
Vereinigten Staaten deutlich signalisiert, dass der US-Leitzins noch 
für einen längeren Zeitraum nahe der Nulllinie verharren wird. Gelder
in Dollar aufzunehmen und in höhere Renditen abwerfende 
Anlageinstrumente zu investieren war vermeintlich eine sichere Bank.
Doch das viel zitierte "Free Lunch" bleibt nur ein Traum, dem das 
böse Erwachen folgt. Wie ein Kometeneinschlag wirkte der 
US-Arbeitsmarktbericht vom November, der mit einem beinahe zum 
Stillstand gekommenen Stellenabbau die Prognosen der Volkswirte über 
den Haufen warf. Seit dem Bericht wirkt die Gemeinschaftswährung wie 
ein in sich zusammenfallendes Kartenhaus. Unmittelbar vor dem Bericht
mit 1,5140 fast noch auf einem Jahreshoch, sackte der Euro in nur 
zehn Handelstagen bis auf 1,4260 Dollar ab; ein Verlust von fast 6%. 
Seine Gewinne gegenüber dem Dollar seit Jahresbeginn sind damit auf 
kümmerliche 2% geschrumpft.
Der Kurseinbruch ist indes nicht nur darauf zurückzuführen, dass 
seither noch weitere US-Konjunkturdaten überraschende Stärkesignale 
ausgestrahlt haben, sondern auch auf die Schuldenprobleme 
europäischer Peripherie-Staaten. Die Herabstufung Griechenlands durch
Fitch und zuletzt auch Standard&Poor's hat das Vertrauen in die 
Gemeinschaftswährung empfindlich geschwächt. Zwar ist die 
wirtschaftliche Bedeutung Griechenlands überschaubar. Sein 
Bruttoinlandsprodukt entspricht nur 3% der Wirtschaftsleistung des 
Euroraums. Jedoch besteht die Befürchtung, dass Griechenland von den 
übrigen EWU-Staaten aus dem Schlamassel herausgeholt wird, womit 
fiskalische Laxheit honoriert würde, was bei anderen Staaten 
Begehrlichkeiten wecken könnte. Zudem werden Sparmaßnahmen zur 
Verbesserung der Haushaltslage angesichts der ohnehin bereits 
unzufriedenen und teilweise bereits aufsässigen griechischen 
Bevölkerung nur schwer durchzusetzen sein.
Es gibt aber noch gewichtigere Gründe, warum der Euro noch weiter 
unter der Peripherie-Problematik leiden könnte. Denn mit Spanien ist 
bereits ein wesentlich größeres Kaliber als Griechenland ins Visier 
der Ratingagenturen geraten. Zwar wurde die Bonität dieses Landes 
"nur" im Hinblick auf eine eventuelle Herabstufung auf den Prüfstand 
gestellt. Tatsächlich ist das Land aber bereits Opfer einer 
Herabstufung geworden, von der die Öffentlichkeit wenig Notiz 
genommen hat. Moody's hat nämlich kürzlich drei Regionen, darunter 
mit Katalonien das wirtschaftliche Zugpferd Spaniens, herabgestuft 
und vier weitere Regionen mit einem negativen Ausblick versehen.
Die Dollar-Bullen haben damit gewichtige Gründe zu frohlocken. Jedoch
muss noch abgewartet werden, ob sich die Erholung der US-Wirtschaft 
auch fortsetzt und damit die Grundlage für eine erste Zinserhöhung 
der Zentralbank Fed geschaffen wird. Das ist allerdings nicht der 
Hauptgrund, warum die Dollar-Bären die Flinte noch nicht ins Korn zu 
werfen brauchen. Die Entscheidung, ob der Dollar die Wende nach oben 
geschafft hat oder nicht, ist noch längst nicht gefallen. Der 
Hauptgrund für die Heftigkeit seiner Befestigung ist nämlich nicht 
fundamentaler, sondern technischer Natur.
Extreme Short-Positionen
Die weit verbreitete Auffassung, dass der US-Währung eine weitere,
schwere Abwertung bevorsteht, hat zum Aufbau extremer 
Short-Positionen im Markt geführt. Es bedurfte nur eines Anlasses, um
eine lawinenartige Eindeckungsbewegung loszutreten, zumal die Nähe 
zum Jahres-Ultimo Motivation genug bietet, Gewinne zu sichern. Ein 
Rückfall der US-Währung und ein Anstieg des Euro auf 1,60 Dollar oder
höher, den nicht wenige Finanzinstitute erwarten, ist damit alles 
andere als bereits vom Tisch. Wenn der Effekt der 
Jahresend-Eindeckungen wegfällt, wird möglicherweise eine 
Gegenbewegung nach oben folgen. Sollten zudem die nächsten US-Daten, 
darunter insbesondere der Arbeitsmarktbericht vom Dezember, wieder 
enttäuschen, wird auch die Gegenbewegung heftig ausfallen.

Pressekontakt:

Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de

Original-Content von: Börsen-Zeitung, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: Börsen-Zeitung
Weitere Storys: Börsen-Zeitung