Börsen-Zeitung: Droge Generika, Kommentar von Sabine Wadewitz zur Übernahme des Generikaherstellers Ratiopharm durch den israelischen Marktführer Teva
Frankfurt (ots)
Jetzt ist Stada an der Reihe. Nachdem der Konkurrent Ratiopharm in den Armen des israelischen Marktführers Teva landet, gehört das Bad Vilbeler Unternehmen zu den wenigen verbliebenen Filetstücken im Generikamarkt. Die seit langem als Übernahmekandidatin gehandelte Stada muss nun die Flucht nach vorn antreten und auf Akquisitionstour gehen - was angesichts der angespannten Verschuldungssituation nicht leichtfallen würde. Oder das Unternehmen findet sich früher oder später unter einem fremden Dach wieder.
Die Marktbewertung gibt Spielraum für Bieter, doch die Droge Generika hat ihren Preis. Würde der gleiche Umsatzmultiplikator angesetzt, wäre Stada ebenfalls 3,6 Mrd. Euro schwer - bei einem Börsenwert von 1,7 Mrd. und einer Nettoverschuldung von 900 Mill. Euro ist hier aber noch Luft.
Eine neue Dosierung könnte sich aus dem Rezept der Deutschen Bank ergeben, die als maßgeblicher Gläubiger von Actavis einen Zusammenschluss des isländischen Unternehmens mit Ratiopharm verfolgte, um den Wert ihres Engagements zu steigern - und es langfristig loszuwerden. Damit hat die Bank im Zusammenhang mit dem Bieterverfahren für das Ulmer Generikaunternehmen immerhin die Bereitschaft signalisiert, zumindest auf Zeit eine Kapitalbeteiligung - bei Umwandlung von Schulden in Eigenkapital - einzugehen. Für diese Pläne dürfte auch Stada ein geeignetes Ziel sein.
Die bei Ratiopharm unterlegene Pfizer wird ebenfalls am Ball bleiben, zumal der Konzern - genauso wie der Wettbewerber Sanofi-Aventis - erst seit kürzerem den Generikamarkt aufmischt. Nachdem die großen, weltweit aufgestellten Pharmakonzerne zuvor die Strategie fuhren, sich auf das hochmargige Geschäft mit patentgeschützten Medikamenten zu konzentrieren, setzen einige zur Risikostreuung nun auch auf Nachahmerprodukte und kaufen sich aktiv in den Markt ein. Da die Konsolidierungswelle in der Generikabranche seit langem rollt, wird das immer schwieriger.
Auch wenn der Deal von Teva für die klassische Variante steht, nämlich die Fusion innerhalb der Branche, zeigen die Bieterkonzepte für Ratiopharm, dass die Szenerie bunter geworden ist. Angesichts der abnehmenden Zahl der Objekte ist Ideenreichtum für Konstellationen und Kooperationen auch künftig gefragt. Der Nächste bitte!
(Börsen-Zeitung, 19.3.2010)
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