Börsen-Zeitung: IPO-Erfolg sieht anders aus, Kommentar zu den vier Börsengängen im laufenden Jahr von Dieter Kuckelkorn
Frankfurt (ots)
Immerhin: Vier Börsengänge hat es am deutschen Aktienmarkt im laufenden Jahr bereits gegeben. Keiner davon musste abgesagt werden. Und drei der vier Unternehmen gelang es auch, den ersten Handelstag mit einem Gewinn für die Erstzeichner zu beenden.
In den Kommentaren, die vor allem von Analysten der Banken stammen, wird dies als großer Erfolg gefeiert. Denn mit den genannten vier Firmen und einem Emissionsvolumen von knapp 1,8 Mrd. Euro sieht das laufende Jahr schon jetzt erfreulicher aus als der gesamte vergangene Turnus. 2009 hat ein einziges Unternehmen den Weg aufs Parkett gefunden. Und das Emissionsvolumen betrug mickrige 48 Mill. Euro.
Daher sind viele Beobachter am Finanzplatz davon überzeugt, dass das Eis am deutschen Markt für Initial Public Offerings (IPO) nun gebrochen ist. In den Emissionsabteilungen der Banken ist eine deutliche Erleichterung darüber spürbar, dass bislang alles gut gegangen ist.
Es ist allerdings nicht zu erwarten, dass die Telefone in den Banken nun heiß laufen werden. Ein genauer Blick auf die vier Emissionen lässt nämlich erkennen, dass die Lage am IPO-Markt nicht ganz so freundlich ist, wie man glauben möchte. So sind etwa die Zeichnungsgewinne des ersten Handelstags, die die Firmen vorweisen können, bis auf den Fall der vom Volumen her eher unbedeutenden Joyou eher mager. Schaut man sich zudem die Intraday-Kursverläufe an, so kann man sich nicht des Verdachts erwehren, dass im Umfeld der Emissionsbanken kräftig daran mitgewirkt worden ist, dass der Tag des Börsendebüts nicht unter Wasser endete. Zudem haben sich auch die Alteigentümer teilweise deutliche Zurückhaltung auferlegt. Bei Brenntag hat etwa der Großaktionär BC Partners ausdrücklich auf den Abschlag hingewiesen, den er gewähren musste. Und Joyou gelang nur die Zuteilung am unteren Ende der Preisspanne.
Alles in allem muss man von einem eher verhaltenen IPO-Auftakt sprechen, der nur mit viel gutem Willen aller Beteiligten halbwegs reibungslos über die Bühne gegangen ist. Börsenanwärter werden sich der nach wie vor hohen Risiken eines Börsengangs im gegenwärtigen Umfeld wohl bewusst sein. Zudem geht bereits Mitte Mai das IPO-Fenster wieder zu, weil sich Börsenkandidaten dann erst einmal die Ergebnisse des ersten Quartals zertifizieren lassen müssen.
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