Börsen-Zeitung: Warmlaufen für die Börse, Kommentar zur Deutschen Postbank von Björn Godenrath
Frankfurt (ots)
Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus. Wenn auf der Hauptversammlung der Deutschen Postbank in 14 Tagen der Squeeze-out des Streubesitzes beschlossen und dann ins Register eingetragen ist, dann können die Vorbereitungen für ein erneutes Listing als Re-IPO bald in die heiße Phase gehen. Wobei der Börsengang, den die Noch-Konzernmutter Deutsche Bank bevorzugt, zwar brav als präferierte Option bezeichnet wird, üblicherweise aber Dual Track gefahren wird. Es kann nicht schaden, Interessenten einen Blick in die Bücher der Postbank zu gewähren, betrachtet man das Auf und Ab an den Börsen. Wer weiß schon, ob das IPO-Fenster im kommenden Frühjahr noch geöffnet ist.
Was die Deutsche Postbank zu bieten hat, das hatte sie bereits vor knapp drei Wochen mit Veröffentlichung des die HV begleitenden Bewertungsgutachtens kundgetan. Für alle, die es verpasst haben, sei es hier noch mal kurz zusammengefasst: Dem Institut wird ein Ertragswert von 5,605 Mrd. Euro zugebilligt plus ein Sonderwert von 431 Mill. Euro für den Anteil an der gemeinsamen Servicegesellschaft fürs Retail Banking mit den Frankfurtern. Das ergibt einen Unternehmenswert von 6 Mrd. Euro. Im Pre-Marketing einer aufs Parkett zielenden Emission pochen Investoren in der Regel auf einen IPO-Abschlag von 20 bis 25% - mehr als 4,8 Mrd. Euro blieben da nicht. Wer den Wert einer Transaktion für seine Anteilseigner maximieren muss, der braucht einen strategischen Käufer, der bereit ist, den Usancen zufolge eine Prämie für den Kontrollerwerb zu zahlen. Retail Banking in Deutschland gilt ja trotz messerscharfen Wettbewerbs allgemein als hochattraktiv, was eine vermögende internationale Klientel anlocken sollte. Vielleicht ist ja jemand bereit, das Eigenkapital von 6,5 Mrd. Euro zu bezahlen. Wie die Postbank ihr Warmlaufen für das Re-IPO betreibt, das hatte die Offenlegung der Unternehmensplanung bis 2019 bereits demonstriert. Mit Ausweitung des Kreditgeschäfts - dafür ist bei einem Einlagenüberhang von 9 Mrd. Euro ja Luft - werden die Einnahmen weiter gesteigert, was das Vorsteuerergebnis bis 2019 auf 930 Mill. Euro verdoppelt. Wobei Kreditgeschäft vor allem Baufinanzierung meint.
Und das ist leider ein Haken an der Equity Story, ist dieses Geschäft doch so bilanzintensiv, dass die Postbank ihre Kapitalquoten nur mit anhaltender Gewinnthesaurierung im grünen Bereich halten kann. Da wird Postbank-Chef Frank Strauß den Investoren aufschlüsseln müssen, wie sie in den Genuss einer Dividende kommen sollen.
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