Börsen-Zeitung: Na logisch, Kommentar zum Schaeffler-Börsengang von Walther Becker
Frankfurt (ots)
Am Tag des VW-Desasters als Zulieferer einen Börsengang anzukündigen, ist zumindest mutig. Doch Vorstandschef Klaus Rosenfeld lässt sich mit seiner seit 2009 betriebenen Strategie für Schaeffler nicht aus dem Konzept bringen: Nach dem Anzapfen der Fremdfinanzierungsmärkte wird der Konzern den Eigenkapitalinvestoren geöffnet. Denn für den Abbau der Schuldenlast aus der Continental-Übernahme, die Schaeffler 2008/09 beinahe in den Ruin getrieben hätte, gibt es nur diesen Weg. Davon lässt sich der Vertraute von Mutter und Sohn Schaeffler weder durch den VW-Kurseinbruch abbringen noch davon, dass gerade zwei weitere Milliarden-IPOs laufen.
Na logisch: Der Börsengang ist ein konsequenter Schritt nach der Restrukturierung mit Umschuldungen unter Nutzung des billigen Geldes. Jetzt wird mit Hilfe des Kapitalmarktes die Last der Verbindlichkeiten gesenkt - auf dem "Oberdeck" der Familie, wo es keinen Cash-flow gibt, und im Maschinenraum, der operativen AG.
Rosenfeld geht mit seinem Plan, diese fränkische Industrieikone zu öffnen und gleichzeitig als Familienunternehmen zu bewahren, auf Nummer sicher. Und das mit einem anderen Prozedere, als es Investmentbanken üblicherweise vorgeben, und auch schneller - ohne dass die Absichten aus Herzogenaurach vorzeitig durchgesickert wären. Und auch anders als der Chemiekonzern Evonik 2013 oder der Autozulieferer Hella vor einem Jahr. Schaeffler, den Bondinvestoren dies- und jenseits des Atlantiks ein Begriff und eine immer wieder gern gesehene Adresse für Emissionen, verzichtet nämlich auf ein öffentliches Angebot und nimmt lediglich eine Privatplatzierung vor, um institutionelles Geld hereinzuholen. Doch sind noch keine Aktienblöcke verkauft, denn es soll eine möglichst hohe Liquidität angestrebt werden. Zu sagen habe die neuen Aktionäre freilich nichts.
Die Voraussetzungen sind mit starken operativen Ergebnissen, seit Jahren vorgelegten Quartalsberichten und einer transparenten, wenn auch komplexen Struktur sowie der Separierung des Conti-Paketes von 46 Prozent erfüllt. An der Conti-Beteiligung, die sich von einer schweren Last längst zum Quell der Freude gewandelt hat, hält die Familie fest, darin den Quandts bei BMW vergleichbar. Mit der Platzierung von stimmrechtslosen Vorzugsaktien - was auf Sicht ein einmaliger Schritt bleiben soll - behält die Familie das Sagen in der hoch profitablen Gruppe. Der ehemalige Banker und erfahrene Finanzingenieur Rosenfeld wird sich, wenn der Börsengang ohne allzu großen Abschlag geglückt ist, ein weiteres Diplom ausstellen lassen können.
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