Börsen-Zeitung: Härte und Entschlossenheit, Kommentar zum Terrorismus von Bernd Wittkowski
Frankfurt (ots)
New York und Washington am 11. September 2001, dann Madrid, London, Moskau, Paris, Tunis, Bangkok, Ankara und Istanbul, jetzt Brüssel - die Aufzählung ist unvollständig und die Serie des Terrors damit sicher nicht zu Ende. Immer spürbarer verdichtet sich das Weltgeschehen zu einem einzigen Kriegsschauplatz. Diesmal zielten die menschenverachtenden und feigen Mörder des "Islamischen Staats" auf die Hauptstadt der EU und damit ins Herz Europas. Die Mission war, zumindest was ihren unmittelbaren Zweck angeht, erfolgreich, anders kann man es kaum sagen. Etwa drei Dutzend Tote, weit mehr als 200 Verletzte, Millionen in Angst und Schrecken.
Wo und auf welche perfide Art werden die kranken Hirne, an denen es nicht mangelt, beim nächsten Mal zuschlagen? Was das "Wo" angeht, wird der deutsche Verfassungsschutz wissen, warum er eindringlich vor Attentaten auch hierzulande warnt. Hinsichtlich des "Wie" mag die teilweise Evakuierung zweier belgischer Atomkraftwerke am Dienstag eine Vorahnung vermitteln. Diesmal ging es ja nicht um Einlagerungen von Wasserstoffflocken in Druckbehältern.
Terroristische Anschläge sind nicht denkbar, ohne dass in Deutschland sofort eine kleingeistige Diskussion einsetzt. Unser Dank gilt zum Beispiel der Grünen-Vorsitzenden Simone Peter, die reflexhaft vor übereilten Reaktionen warnte: "Da hilft kein Aktionismus." Wertvoll auch der Hinweis von NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD), Belgiens Behörden hätten "möglicherweise" früher gegen den Salafismus vorgehen müssen. Auf so kluge Ratschläge hat Europa an diesem Tag gewartet!
Was tun? Auch wenn es geradezu banal klingt: Der Westen muss sich auf eine gemeinsame Sicherheitspolitik verständigen und Härte und Entschlossenheit praktizieren, nicht nur darüber reden. Für das Mehr an Sicherheit, das wir brauchen, um erstens den Terror rein physisch zu überleben und dann zweitens unsere Werte und unser Lebensgefühl auf Dauer gegen die Feinde der Zivilisation - den Gegenentwurf zur Barbarei - zu verteidigen, ist ein hoher Preis zu zahlen: Einschränkung von Freiheit. Das ist so im Krieg. Eine Willkommenskultur, die so weit geht, dass eine Regierung die Kontrolle über das eigene Staatsgebiet verliert, weil Hunderttausende unidentifiziert und unregistriert ins Land kommen, trägt derweil nicht dazu bei, dass sich die Bürger sicher fühlen.
PS: Ob der Dax der Terrorangst trotzt oder der Kurs des Euro zeitweise deutlich fällt, interessiert übrigens sogar uns als Finanzzeitung an einem solchen Tag kein bisschen. Wir berichten pflichtgemäß trotzdem darüber.
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