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Fehlgriff, Kommentar zu SAP von Sebastian Schmid

Frankfurt (ots)

Wortreich hat Christian Klein zu erklären versucht, was eigentlich kaum zu erklären ist. Die eben noch als so harmonisch gelobte Doppelspitze, die der 39-jährige Deutsche mit der 49-jährigen Amerikanerin Jennifer Morgan gebildet hat, ist nach einem halben Jahr schon wieder Geschichte. Die fünfte SAP-Doppelspitze nach Hopp/Plattner, Plattner/Kagermann, Kagermann/Apotheker und Snabe/McDermott hielt sich zugleich am kürzesten.

"Klare Führung" brauche SAP in der Coronavirus-Pandemie, wird der unerwartete Schritt begründet - und diese soll SAP mit CEO Klein erhalten. Allerdings braucht es eine klare Führung auch in Zeiten ohne globale Pandemie. Wenn ein Führungsduo dies nicht leisten kann, hätte diese Co-CEO-Struktur gar nicht geschaffen werden dürfen.

Wie eine Doppelspitze funktionieren kann, hat SAP mehrfach selbst vorgemacht. Zuletzt waren die vier gemeinsamen Jahre von Snabe und McDermott von Erfolgen geprägt. Für SAP ist Morgans Abschied der zweite abrupte Wechsel an der Konzernspitze binnen weniger Monate. Auch McDermott nahm über Nacht seinen Hut. Die Anschlusslösung mit dem Duo Morgan und Klein entpuppt sich nun als peinlicher Fehlgriff.

CFO Luka Mucic, der gerade erst seinen Vertrag um fünf Jahre verlängert hat, erhält damit für Investoren noch mehr Bedeutung als Anker der Stabilität in einer ständig changierenden Vorstandsetage. Mit Klein, Mucic, Technologiechef Jürgen Müller und Entwicklungsvorstand Thomas Saueressig setzt der global präsente Softwarekonzern aktuell fast ausschließlich auf deutsche Führungskräfte. Lediglich die irisch-australische Vertriebschefin Adaire Fox-Martin sorgt für etwas Diversität im Vorstand.

Fürchteten einige deutsche Mitarbeiter vor sechs Jahren mit dem Amtsantritt von Allein-CEO McDermott noch eine Amerikanisierung, so dürften sich nun US-Mitarbeiter Gedanken machen über ihr Gewicht innerhalb von SAP. Auch Qualtrics-CEO Ryan Smith, der im Vorstand erst eng mit McDermott und dann mit Morgan zusammengearbeitet hat, könnte sich an dieser Veränderung stoßen.

Mit der Machtkonzentration auf Klein sind künftig zwar schnellere Entscheidungen möglich. Doch der Schritt bringt zunächst weitere Unsicherheit in einer unsicheren Zeit. Zu seinem Glück muss sich Klein nicht nur auf seine wortreiche Erklärung stützen, um aufkeimende Nervosität bei den Stakeholdern zu beruhigen. Wie schon beim McDermott-Abschied tragen starke Zahlen zur Beruhigung bei.

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