Alle Storys
Folgen
Keine Story von Börsen-Zeitung mehr verpassen.

Börsen-Zeitung

Shareholder Value, ade
Kommentar zur Lage des Bayer-Konzerns von Annette Becker

Frankfurt (ots)

Bayer hat es mal wieder geschafft, die eigenen Investoren vor den Kopf zu stoßen. Denn das, was die mit "Bayer beschleunigt die Transformation" überschriebene Nachricht zu bieten hatte, musste auch den optimistischsten Investor aus den Schuhen holen. Zusammengefasst: Die Folgen der Covid-19-Pandemie werden Bayer schwerer belasten als zunächst vermutet. Insbesondere im Agrogeschäft werden die Auswirkungen tiefgreifender sein als zunächst erwartet. Daher wird ein weiteres Sparprogramm eingeleitet, das bis 2024 zu weiteren Einsparungen von 1,5 Mrd. Euro führen soll - on top zu den laufenden Programmen, welche die Kostenbasis bis 2022 schon um 2,6 Mrd. Euro verkürzen. Zudem wird das Portfolio nach weiteren Assets abgeklopft, die sich versilbern lassen. Dennoch müssen sich die Anleger auf niedrigere Ausschüttungen in den nächsten Jahren einstellen. Last, but not least dräuen milliardenschwere Abschreibungen auf den Goodwill von Monsanto.

Dass die Aktie daraufhin um rund 13% einbrach, verwundert nicht - unabhängig davon, dass im Zuge der Glyphosat-Klagewelle schon ein zweistelliger Milliardenbetrag an Marktkapitalisierung vernichtet wurde. Investoren, die sich bislang darauf verließen, dass Bayer zur Wiedergutmachung für das Klagedebakel den Shareholder Value priorisiert, sehen sich nun eines Besseren belehrt. Zwar gibt Bayer vor, an der Dividendenpolitik - ausgezahlt werden 30 bis 40% des bereinigten Ergebnisses je Aktie - grundsätzlich festzuhalten, doch wird die Ausschüttungsquote in den nächsten Jahren eher am unteren Rand des Korridors liegen. 2018 und 2019 hatte Bayer dagegen mehr als 40% des bereinigten Ergebnisses je Aktie ausgeschüttet. Dem Aktionär war es recht, auch wenn die Dividende gemessen am unbereinigten Ergebnis je Aktie bisweilen gar nicht verdient worden war.

Das kann sich Bayer angesichts der hohen Verschuldung und der milliardenschweren Zahlungen für den Glyphosat-Vergleich, die den Cash-flow nicht nur 2020 stark belasten werden, schlicht nicht mehr leisten. Ganz abgesehen davon, dass auch das neue Sparprogramm zunächst einmal Geld kostet. Da fällt kaum noch ins Gewicht, dass sich die Monsanto-Akquisition nun auch jenseits der Klagen nicht rechnet. Denn die hehren Wachstumsversprechen, die Bayer mit der Übernahme eingegangen ist, erweisen sich zunehmend als Makulatur. Auf den mit der Monsanto-Übernahme bilanzierten Geschäftswert von 24,5 Mrd. Goodwill werden erste Abschreibungen fällig.

(Börsen-Zeitung, 02.10.2020)

Pressekontakt:

Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de

Original-Content von: Börsen-Zeitung, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: Börsen-Zeitung
Weitere Storys: Börsen-Zeitung
  • 30.09.2020 – 20:15

    Hummer-Alarm / Kommentar zu EU-Vergeltungszöllen gegen die USA von Stefan Reccius.

    Frankfurt (ots) - Monatelang mussten sich Politik und Exporteure auf beiden Seiten des Atlantiks gedulden, nun ist die mit Spannung erwartete Zahl durchgesickert: 4 Mrd. Dollar pro Jahr stehen der Europäischen Union an Vergeltungszöllen zu, als Ausgleich für illegale Exportsubventionen der US-Regierung an den Flugzeugbauer Boeing. Brisanter könnte der Zeitpunkt ...

  • 29.09.2020 – 20:30

    Luft nach oben, Kommentar zur LBBW von Bernd Neubacher

    Frankfurt (ots) - Während die Debatte um eine Zusammenführung ganzer Landesbanken in einem Sparkassen-Zentralinstitut pandemiebedingt auf deutlich kleinerer Flamme vor sich hin köchelt als noch vor ein paar Monaten, feilt die LBBW an ihrer Angebotspalette, um organisch zulegen zu können: Das Engagement im Autosektor fährt das Institut, eingedenk seines öffentlich-rechtlichen Auftrags, maßvoll herunter. Mit ...

  • 28.09.2020 – 20:50

    Keinen Tag zu früh, Kommentar zur Commerzbank von Anna Sleegers

    Frankfurt (ots) - Knapp drei Monate nach dem Doppelrücktritt von Vorstands- und Aufsichtsrat ist das Führungsvakuum bei der Commerzbank überwunden. Die Berufung von Manfred Knof zum Vorstandschef ist für die Commerzbank ein Glücksfall. Die Commerzbank, so viel ist sicher, schmort schon zu lange im eigenen Saft. Insofern ist es gut, dass mit dem Kölner Juristen ein Manager übernimmt, der nicht nur Erfahrungen aus ...