Börsen-Zeitung: Fusionen reichen nicht, Kommentar von Birga Böcker zur geplanten Banken-Megafusion in Japan
Frankfurt (ots)
Wenn die Lage schwierig wird, suchen Japans Banken ihr Heil in der Größe. Diese Tendenz ist seit Ende der neunziger Jahre zu beobachten, als die Hochfinanz des Landes begann, mittels Fusionen und Übernahmen aneinander Halt zu suchen. Auch das Angebot der United Financial of Japan Holdings (UFJ), mit der drittgrößten Bank des Landes, der Mitsubishi Tokyo Financial Group (MTFG), zu verschmelzen, ist aus der Not geboren.
Drei Jahre in Folge schreibt die UFJ nun Verluste und streitet mit der japanischen Bankenaufsicht über die Abschreibung fauler Kredite. Derweil hat sich ihr Konkurrent zur profitabelsten der vier japanischen Megabanken gemausert und den Anteil der faulen Kredite in ihrem Portfolio drastisch reduziert. Da ist es nur zu verständlich, wenn die UFJ an diesem Erfolg teilhaben will. Vor allem, wenn sie damit den Verkauf einzelner Geschäftsbereiche wie den ihrer Treuhandtochter UFJ Trust an die Mitsubishi Tokyo Financial Group verhindern kann.
Statt sich also auf das Kerngeschäft gesundzuschrumpfen, sucht die United Financial einen starken Partner, der ihr ihre Probleme abnehmen kann. Deshalb wäre es verwunderlich, wenn die MTFG einem Merger of Equals zustimmen würde. Selbst eine Übernahme der UFJ erscheint aus Sicht der Mitsubishi Tokyo nicht sehr attraktiv. Schließlich zeigen die faulen Kredite, die UFJ seit der Fusion ihrer Gründerinstitute Sanwa Bank, Tokai Bank und Toyo Trust im Jahr 2001 mit sich herumschleppt, wie schwer den Instituten Restrukturierungen nach einer Megafusion fallen.
Im Falle der Fusion von UFJ und MTFG würde es um Managementfragen vermutlich weniger Streit geben als bei anderen Zusammenschlüssen. Immerhin haben erst vor wenigen Wochen drei Topmanager der UFJ nach Irritationen um die Bilanzierung fauler Kredite ihren Hut nehmen müssen. Eine paritätische Leitung der Geschäfte dürfte die MTFG schon deshalb ablehnen.
Fusionen und die dabei möglichen Kosteneinsparungen genügen jedoch nicht, um den japanischen Bankensektor endgültig aus der Problemzone herauszuholen. Denn nur dank der massiven Aktienhausse in Tokio mussten die meisten Großbanken des Landes im vergangenen Geschäftsjahr keine Verluste ausweisen. Das Kreditgeschäft wurde weiter zurückgefahren.
Auch wenn die Furcht vor faulen Krediten und der strenger gewordenen Bankenaufsicht tief sitzt: Sollen die operativen Erträge gesteigert werden, bleibt nur eine Ausweitung des Kreditgeschäfts. Sollte MTFG mit UFJ fusionieren und deren Geschäftsverbindungen mit kleinen und mittleren Unternehmen nutzen, könnte sich die Transaktion auch für den größeren Partner auszahlen.
ots-Originaltext: Börsen-Zeitung
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