DLRG - Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft
DLRG-Bilanz 2003: Die Zahl der Ertrinkungsfälle steigt weiter
Positiv: Dank frühzeitiger Aufklärung ertrinken weniger Kinder
Hannover/Bad Nenndorf (ots)
Im vergangenen Jahr sind in Deutschland mindestens 644 Menschen ertrunken. Gegenüber dem Jahr 2002 stieg die Zahl der tödlichen Wasserunfälle um 46 an, das ist ein Anstieg von 7,7 Prozent. Diese Zahlen gab der Präsident der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG), Dr. Klaus Wilkens, in Hannover bekannt. Seit Beginn des 21. Jahrhunderts sei die Ertrinkungsrate um 50 Prozent gestiegen.
"Die Steigerung geht in hohem Maße auf das Konto des schönen Sommers. Von Juni bis August starben allein 336 Personen durch Ertrinken, das sind 52 Prozent. Gegenüber dem Vergleichszeitraum 2002 erhöhte sich die Zahl der Todesfälle um 39 (+13%)," so der DLRG-Präsident weiter. 75 Prozent aller Todesfälle ereigneten sich an unbewachten Binnengewässern. Flüsse und Seen sind damit der Unfallschwerpunkt Nummer eins. 252 Menschen ertranken nach Angaben der DLRG in Seen, 231 weitere in Flüssen und Bächen. "Diese Unfallschwerpunkte müssen schnellstmöglich entschärft werden. Wir brauchen als erstes genaue Gefahrenanalysen in den Gemeinden und Landkreisen. An vielbesuchten sogenannten wilden Badestellen muss anschließend im Zuge der Verkehrssicherungspflicht ein Wasserrettungsdienst eingerichtet werden," sieht der Chef der Lebensretter dringenden Handlungsbedarf. Mit 26 Badetoten sind die Strände an Nord- und Ostsee vergleichsweise sehr sichere Badegebiete. "Wenn wir den großen Urlauberansturm in den Sommermonaten berücksichtigen, haben unsere ehrenamtlichen Rettungsschwimmer ganz hervorragende Arbeit geleistet und viel für die Sicherheit der Menschen getan. Ein guter Wasserrettungsdienst zahlt sich auch für die Gemeinden aus und bringt ihnen einen Imagegewinn. Sicherheit ist in diesen Zeiten ein gutes Verkaufsargument," sieht Dr. Wilkens auch wirtschaftliche Vorteile für die Kommunen durch die ehrenamtliche Tätigkeit der DLRG. Nach einem deutlichen Rückgang der tödlichen Unfälle in Frei- und Hallenbädern im Jahr 2002 stieg diese Zahl im vergangenen Jahr wieder um sechs auf 23.
In der Alterstruktur der Ertrinkungsopfer vollzieht sich nach Angaben der Lebensretter ein Wandel. Die Risikogruppen waren die 41 - 45-Jährigen sowie die Altersklasse der 51 - 55-Jährigen mit 55 respektive 52 tödlichen Unfällen. In den drei darauffolgenden Altersstufen bis 70 Jahre ertranken 128 Männer und Frauen. Als Ursachen nannte der DLRG-Präsident das Überschätzen der eigenen Leistungsfähigkeit, nicht selten in Verbindung mit einem vorgeschädigten Herz-Kreislauf-System, eine höhere Risikobereitschaft und auch falsch verstandener sportlicher Ehrgeiz. Im vergangenen Jahr hat Nordrhein-Westfalen Bayern als Spitzenreiter in der Länderstatistik abgelöst. Im bevölkerungsreichsten Bundesland ertranken 122 Menschen (+43), gefolgt von Bayern mit 109 (-21). Auf dem dritten und vierten Platz rangieren wie im Jahr 2002 Baden-Württemberg mit 73 und Niedersachsen mit 71 tödlichen Wasserunfällen. Bremen und das Saarland bilden mit je zwei Toten im positiven Sinne das "Schlusslicht".
In den fünf neuen Bundesländern ertranken 2003 wie im Jahr zuvor 138 Männer und Frauen. Im Mecklenburg-Vorpommern verloren 43 und in Brandenburg 37 Menschen im Wasser ihr Leben.
Aufgrund der geringen Bevölkerungszahlen schnitten sie bei dem Vergleich "Ertrinken je 100.000 Einwohner" mit Werten von 2.44 (Mecklenburg-Vorpommern) und 1.37 (Brandenburg) von allen Bundesländern am schlechtesten ab.
Als erfreulich bezeichnete die DLRG den Rückgang der Ertrinkungsfälle bei Kindern im Vorschul- und Grundschulalter. In der Altersklasse bis fünf Jahre ertranken im abgelaufenen Jahr 34 Jungen und Mädchen, elf weniger als im Jahr 2002. Klaus Wilkens wertete diese positive Entwicklung als "weiteren sichtbaren Erfolg unserer intensiven, frühzeitigen Aufklärungsarbeit, die wir vor fünf Jahren mit dem DLRG-NIVEA-Kindergartenprojekt begonnen haben - die Ausweitung unserer prophylaktischen Maßnahme ist der sinnvollste und bundesweit realisierbare Weg. Durch Schulung und Ausbildung in den Kindergärten und Schulen können schon die jüngsten und ihre Eltern sensibilisiert werden und auf diese Art und Weise von Gefahren abgehalten werden."
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