Börsen-Zeitung: T-Online zeigt Kampfgeist, Kommentar zum Halbjahresergebnis von Heidi Rohde
Frankfurt (ots)
Seit die Breitbandtechnik als Schlüssel für den künftigen Geschäftserfolg im Telekommunikationsmarkt identifiziert wurde, wird hier mit harten Bandagen gekämpft. Aber erst das neue Telekommunikationsgesetz, das ein Resale der Telekom-DSL-Anschlüsse erlaubt, hat den Wettbewerb nochmals richtig angeheizt. Der Telekom- Tochter T-Online wurden schwere Zeiten mit drastischen Marktanteilsverlusten prophezeit, zumal das Unternehmen im Weihnachtsquartal des vergangenen Jahres Schwächen bei der Kundenakquise gezeigt hatte.
Sechs Monate später scheint es, als ob manche Unkenrufe voreilig erklungen sind. T-Online hat sich in der ausufernden Rabattschlacht um den begehrten DSL-Kunden von den Wettbewerbern bisher nicht den Schneid abkaufen lassen. Zwar hat die Dynamik bei der Kundengewinnung im zweiten Quartal merklich nachgelassen, doch dies ist auf die branchenübliche Sommerflaute zurückzuführen, die sich auch in den Zahlen der Wettbewerber spiegelt. Dem Unternehmen ist es gelungen, seine Kunden in hohem Maße aus dem Billigterrain Schmalband ins gelobte Land der Breitbandtarife zu migrieren. Ein Vergleich der ersten Jahreshälfte mit dem Vorjahr zeigt, dass einem Verlust von 420000 Schmalbandkunden ein Zuwachs von 720000 Abonnenten für die DSL-Nutzung gegenübersteht. Dem Branchenzweiten Freenet war dabei weit weniger Erfolg beschieden. Die Erosion der Schmalbandkundenbasis konnte bei weitem nicht durch den Neuzugang an DSL-Kunden kompensiert werden. Umsatz und Ergebnis sackten entsprechend deutlich ab.
T-Online hat die Profitabilität dagegen trotz erhöhtem Werbeaufwand gestärkt. Zum einen ermöglicht die Vielsurfer-Mentalität der Breitbandkunden eine verbesserte Netzauslastung. Zum anderen sind diese Kunden eher geneigt, die verschiedenen kostenpflichtigen Premiumprodukte zu nutzen. Beides führt zu einem deutlich höheren monatlichen Durchschnittsumsatz (ARPU). Er ist bei T-Online im Halbjahr immerhin um 9% gestiegen.
Mittelfristig, solange der Kuchen im Breitbandmarkt nicht verteilt ist, hängt der Geschäftserfolg aller Internet Service Provider davon ab, dass es ihnen gelingt, die Kundengewinnung möglichst rentabel zu gestalten, wobei sich ähnlich wie auf dem Mobilfunkmarkt gewisse Anfangssubventionen durchaus in Marktanteilen auszahlen können. Bisher balanciert T-Online zumindest in Deutschland mit Erfolg auf dem Drahtseil. Im Ausland allerdings, wo der Telekom-Tochter Markenstärke und Größenvorteile fehlen, dürfte dies weit schwieriger sein. Der Vorstand grübelt daher zu Recht über die Zukunft der dortigen Töchter.
ots-Originaltext: Börsen-Zeitung
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