Börsen-Zeitung: Kommentar von Stefan Kroneck zu den Qualitätsmängeln im Handygeschäft von Siemens: Rückschlag für Siemens
Frankfurt (ots)
Nach dem Absatzflop mit hochpreisigen Design-Mobiltelefonen und hohen Verlusten im zurückliegenden Quartal plagen Siemens im Handygeschäft nun Qualitätsmängel. Der Konzern warnt bei einer erst vor kurzem auf den Markt gebrachten Produktserie vor fehlerhaften Klingelton-Einstellungen, die im schlimmsten Fall zu Hörschäden führen könnten. Großabnehmer wie T-Mobile, Vodafone, E-Plus und O2 stellten den Verkauf der betroffenen Geräte vorerst ein.
Für den neuen Bereichschef Lothar Pauly ist das ein herber Rückschlag bei seinen Bemühungen, die Kommunikationsaktivitäten des Konzerns auf mehr Profitabilität zu trimmen. Denn für die seit langem durch anhaltenden Preisverfall und massiven Margendruck belastete Mobilfunksparte bedeutet das einen Imageverlust, der im weltweit hart umkämpften Handymarkt wohl den Umsatz und das operative Ergebnis schmälert ungeachtet möglicher Schadenersatzansprüche von Händlern und Abschreibungen bei Lagerbeständen. Das Konzernziel, im laufenden Quartal nach einem Vorquartalsverlust von 88 Mill. Euro mit Handys wieder Gewinne zu erwirtschaften, steht damit auf der Kippe.
Für die Münchner ist dies gravierend, setzen sie doch große Erwartungen in die neue Produktgeneration, um der drückenden Konkurrenz von Nokia, Motorola und Samsung Paroli bieten zu können. Zwar lassen sich die Mängel bei der Nummer vier im Markt durch Austausch von Komponenten beseitigen. Indes liegen die Ursachen des Problems tiefer in der Software-Architektur der Mobilfunksparte. Dort muss Pauly mit Lösungen beherzt ansetzen, um zu verhindern, dass die noch relativ überschaubaren Handyfehleinstellungen nicht zu einem regelrechten Absatzeinbruch ausarten. Denn die Endverbraucher reagieren im Mobilfunkgeschäft auf Anwendungsmängel äußerst sensibel, ist doch die Auswahl an alternativen Geräten angesichts vieler Anbieter sehr groß.
Trotz beschwichtigender Aussagen des Konzerns sind die Qualitätsprobleme in der Mobilfunkparte für die Investoren ein Ärgernis. Denn durch die im Frühjahr aufgedeckten technischen Mängel bei den Siemens-Straßenbahnen der Combino-Baureihe, die bislang zu Rückstellungen von insgesamt rund 370 Mill. Euro führten, herrscht im Markt Nervosität. Am Freitag verlor das Siemens-Papier in einem ansonsten freundlichen Börsenumfeld zeitweise 1,2% an Wert. Wegen der jüngsten Ereignisse befürchten manche Anleger, dass auf den Konzern weitere Belastungen durch fehlerhafte Produkte zukommen, die das Ergebnis drücken. Pauly wird sich daran messen lassen müssen, ob er die Handysparte schnell in den Griff bekommt.
(Börsen-Zeitung, 28.8.2004)
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