Börsen-Zeitung: Schonfrist als Fusionszweck, Kommentar zur Fusionsabsicht der Handelkonzerne Kmart und Sears von Martin Dunzendorfer
Frankfurt (ots)
Der Zeitpunkt ist gut gewählt. In der Woche, in der fast alle großen US-Einzelhändler ihre Quartalszahlen präsentieren, gaben Sears, Roebuck und Kmart ihre Fusionsabsicht bekannt. Nicht nur, dass ein Konkurrent wie der Branchenriese Wal-Mart die Prognosen anhob, auch die beiden Unternehmen selbst konnten mit ihren Zahlen für das dritte Quartal weitgehend überzeugen. Eitel Sonnenschein also? Nein, denn es sind Zweifel daran erlaubt, ob aus zwei strategisch betrachtet Problemfällen allein durch einen Zusammenschluss ein florierendes Unternehmen entstehen kann. Wahrscheinlicher ist doch wohl, dass die durch den harten Wettbewerb und unzeitgemäße Positionierung hervorgerufenen Schwierigkeiten für einige Jahre durch Einsparungen übertüncht werden, bevor dann erneut die alten Probleme zutage treten.
Mit der Verschmelzung schließt, so könnte man etwas frech sagen, Kmart seine Sanierung ab womit die Frage nach dem größeren Gewinner der Fusion bereits beantwortet wäre. Vor gut zwei Jahren hatte die Gesellschaft noch Gläubigerschutz nach Chapter 11 der US- Insolvenzordnung beantragt, unterzog sich dann aber einem radikalen Sanierungsprogramm zur Überraschung vieler Marktkenner mit einigem Erfolg. Nun kehrte Kmart in die Gewinnzone zurück. Dennoch gilt der Konzern als besonders belastet durch die Erfolge von Wal-Mart.
Allerdings hat auch Sears Roebuck große Probleme. Im dritten Quartal gingen die Erlöse um 15% zurück. Sears ist stark von den nur noch mäßig erfolgreichen Einkaufszentren (Shopping-Malls) abhängig. Auch finanztechnisch wird schnell klar, wer von den beiden Partnern mit Freude fusioniert und wer erst gelockt werden muss. Kmart- Aktionäre sollen für eine Altaktie einen Anteilschein des neuen Unternehmens erhalten. Sears-Eigner können dagegen zwischen 50 Dollar in bar und einer halben Aktie an der künftigen Holding wählen. Die Barofferte stellt einen mehr als zehnprozentigen Aufschlag auf den Schlusskurs der Sears-Aktie vom Dienstag dar, die Prämie bei Aktientausch lag bei 12%. Da jedoch der Kurs von Kmart gestern auf rund 118 Dollar (+16,5%) haussierte, hätte der Tausch in eine 0,5-Sears-Holding-Aktie einen Wert von ca. 59 Dollar. Der Sears- Roebuck-Kurs sprang zwar um 23% auf 55,50 Dollar, lag damit aber noch unter diesem Niveau. Die Barofferte ist so unattraktiv geworden.
Analysten vermuten, dass durch die Transaktion eine notwendige Konsolidierung im US-Einzelhandel eingeleitet wird. Angegriffen würden durch die Fusion vor allem die beiden expansiven Discounter Target und Kohls. Vielleicht wehren sich die ja auch durch eine Fusion.
ots-Originaltext: Börsen-Zeitung
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