Börsen-Zeitung: Der Hammer aus Augsburg, Kommentar zur insolventen Walter Bau AG von Stefan Kroneck
Frankfurt (ots)
Das Baureich des Ignaz Walter ist zusammengebrochen. Bundeskanzler Gerhard Schröder griff diesmal nicht, wie einst im Fall Philipp Holzmann, persönlich ein, um vorübergehend die Insolvenz abzuwenden. Denn die Erfahrung lehrt, dass staatliche Hilfen bei einem maroden Unternehmen keinen Sinn haben. Die Insolvenz des Augsburger Bauriesen wäre damit wie beim früheren Frankfurter Wettbewerber wohl nur hinausgezögert worden. Berlin war deshalb gut beraten, sich bei der versuchten Rettung von Walter Bau nicht zu sehr aus dem Fenster zu lehnen.
Das Nachsehen haben nun vor allem die Streubesitz-Aktionäre und die knapp 10000 Beschäftigten bei Walter Bau. Sie müssen für strategische Fehlentscheidungen des Managements sowie des Firmengründers und einstigen Aufsichtsratsvorsitzenden Ignaz Walter geradestehen, die das Unternehmen in den Ruin getrieben haben. Vor diesem Hintergrund ist es nur verständlich, dass die Banken nicht mehr bereit waren, dem heruntergewirtschafteten Konzern frisches Geld hinterherzuwerfen. Die Finanzinstitute hätten dies ihren eigenen Aktionären und Mehrheitsgesellschaften nicht mehr vermitteln können. So waren sie letztlich gezwungen, die Notbremse zu ziehen, um noch Schlimmeres zu verhindern.
Die Schuld an der Misere trifft insbesondere Ignaz Walter, der zu lange auf die inländische Bauwirtschaft gesetzt hat, obwohl diese seit langem in einer Krise steckt, aus der sie in absehbarer Zeit nicht herauskommen wird. Walter Bau hat sich damit verspekuliert und viel Geld in Projekten verloren, die nicht mehr genug Rendite abwarfen. Zum Schluss lebte die Firma durch den Verkauf von Grundstücken von der Substanz.
Ein Blick zu den Konkurrenten Hochtief und Bilfinger Berger zeigt, dass mit einem konsequenten Ausbau des margenstärkeren Auslandsgeschäfts eine Wende zum Besseren möglich gewesen wäre. Nur hatten die Augsburger diesen Schritt versäumt und wollten ihre alte Strategie fortsetzen: Mit Hilfe von Übernahmen den zunehmenden Werteverfall des eigenen Unternehmens vertuschen. Dies ging vor Jahren mit dem Kauf von Dywidag noch einigermaßen gut. Spätestens mit dem Versuch, Züblin komplett zu erwerben, war dieses Konzept zu durchsichtig geworden. Der erhoffte Zusammenschluss mit Strabag erwies sich als Griff zum letzten Strohhalm.
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