Börsen-Zeitung: Daimler ohne Premium, Kommentar von Claus Döring zur Ergebnisvorlage von DaimlerChrysler
Frankfurt (ots)
So hatten sich die Aktionäre von DaimlerChrysler die Sache mit dem Risikoausgleich sicher nicht gedacht. Kaum kommt Chrysler aus den roten Zahlen, halbiert sich das operative Ergebnis der Mercedes-Pkw- Sparte. Vor diesem Hintergrund das Jahr 2004 als Bestätigung jenes Konzepts zu interpretieren, unterschiedliche Zyklen in den Geschäftsfeldern und Regionen ausgleichen zu können, bedarf schon eines gewissen Zynismus.
So eindrucksvoll der Swing im operativen Chrysler-Ergebnis von knapp 2 Mrd. Euro ist, so alarmierend ist der Ergebniseinbruch von 1,5 Mrd. Euro im Pkw-Geschäft von Mercedes. Ursache hierfür sind in erster Linie eben nicht Konjunkturzyklen oder andere vom Management nicht zu verantwortende Einflüsse, sondern hausgemachte Probleme: Anlaufkosten für neue Modelle sowie Produktmixveränderungen, vor allem aber die Qualitätsprobleme und die Smart-Verluste. Dass es sich bei den Qualitätsproblemen finanziell nicht um eine Petitesse handelt, zeigt das vierte Quartal 2004: bis auf ein Feigenblatt von 20 Mill. Euro steht Mercedes im Ertrag operativ nackt da. Trotz der dicken Vorsorge im Schlussquartal 2004 werden auch 2005 noch Kosten für Garantie- und Kulanzleistungen auf das Ergebnis drücken. Die Aktionäre werden Geduld brauchen. Zwar sollte das für 2005 avisierte leichte Plus im Konzernergebnis allein durch den Wegfall der zusammen 1 Mrd. Euro teuren Sonderbelastungen aus Fuso und Toll Collect gesichert sein, zumal Chrysler und Nutzfahrzeuge weiter Freude machen dürften. Doch erst für 2007 verspricht Schrempp in der Vorzeigesparte Mercedes wieder eine Umsatzrendite von 7% und damit ein Niveau, das Mercedes (ohne Smart) in starken Jahren schon erreicht hatte.
Nicht weniger gravierend sind die Imagefolgen für die Premiummarke Mercedes. Zeigt sich nun jene Chryslerisierung von Mercedes, wie sie von Fusionskritikern einst prophezeit wurde, und wie sie sich in der Börsenbewertung des Konzerns schon niedergeschlagen hat? Es ist an der Zeit, dass man sich bei DaimlerChrysler auf das konzentriert, was man kann. Die Trennung von Mitsubishi war überfällig, der nächste Schritt sollte der Abschied vom Smart sein. Mit verfehlten Absatzzielen und Jahresverlusten in der Gegend von einer halben Milliarde Euro beweist der Konzern, dass er das Kleinwagengeschäft eigentlich nicht beherrscht.
(Börsen-Zeitung, 11.2.2005)
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