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Börsen-Zeitung: Schlacht um Deutsche Börse, Kommentar zum Zerwürfnis mit dem Hedgefonds TCI von Christopher Kalbhenn

Frankfurt (ots)

Wenige Wochen nach dem Rückzieher der Deutschen
Börse folgt dem Übernahmekampf um die London Stock Exchange die
Schlacht um den Frankfurter Marktbetreiber. Zwischen dem Hedgefonds
The Children’s Fund (TCI) und der Führung der Deutschen Börse ist es
zum Zerwürfnis gekommen. Damit steht nun auf der Hauptversammlung am
25. Mai voraussichtlich der Showdown bevor – mit möglicherweise
weitreichenden Konsequenzen für das Unternehmen, vor allem seine
Führungsspitze.
Wenn die Hauptversammlungspräsenz nicht deutlich über das übliche
Maß von rund 40% steigt, hat TCI jedenfalls eine realistische Chance,
eine Mehrheit für die Abwahl des Aufsichtsratsvorsitzenden Rolf-E.
Breuer zu erhalten. Im Erfolgsfall wären weitere Folgen wohl
unabwendbar. TCI-Chef Christopher Hohn hat ganz bewusst den Eindruck
vermieden, auf den Vorstand der Deutschen Börse und insbesondere
seinen Vorsitzenden Werner Seifert zu zielen. Denn über dessen
Schicksal zu entscheiden ist nicht Sache von Aktionären, sondern des
Aufsichtsrates. Für Werner Seifert dürfte es jedoch sehr schwierig
werden, sich zu halten, wenn nach dem von TCI erzwungenen Abbruch der
Londoner Übernahmebestrebungen nun auch noch sein
Aufsichtsratsvorsitzender und langjähriger Weggefährte Rolf-E. Breuer
von der Hauptversammlung abgesetzt würde.
Zu der Zuspitzung hätte es nicht kommen müssen. Auch wenn man sich
die neuerlichen Vorwürfe von Hohn, nicht im Einzelnen zu Eigen machen
möchte, ist zu konstatieren, dass ihre Führung bei den Gesprächen mit
dem TCI-Chef am Donnerstag der vergangenen Woche einen Fehler gemacht
hat. Es war schlichtweg unnötig, unmittelbar nach den Gesprächen und
ohne Wissen Hohns einen an diesen adressierten, acht Seiten langen
Brief vorab an die Öffentlichkeit zu geben, was den TCI-Chef
provozieren musste. Dass auch die Schreiben Hohns an die Deutsche
Börse diese vorzugsweise erst nach der Öffentlichkeit erreichen,
ändert daran nichts.
Eine letzte Chance, die Wogen zu glätten, bietet die
Aufsichtsratssitzung am kommenden Mittwoch, auf der die
Hauptversammlung vorbereitet wird. Allerdings muss die Deutsche Börse
TCI substanzielle Angebote machen. Placebo-Veranstaltungen wie ein
Aktionärsbeirat werden nicht ausreichen, den Hedgefonds zufrieden zu
stellen.

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