Börsen-Zeitung: Berechtigte Zweifel, Kommentar von Kerstin Leitel zum Aktienmarkt
Frankfurt (ots)
Für den europäischen Aktienmarkt ist es ein äußerst unerfreulicher Wochenauftakt. Am Montag rutschte der Dax in der Spitze um 3% ins Minus. Zahlreiche Anleger haben ihre Aktien auf den Markt geworfen, kaum jemand hielt dagegen. Marktteilnehmer sprachen von einem regelrechten Käuferstreik sowie von Panikverkäufen zu Sitzungsbeginn.
Auslöser der Verkaufswelle waren die Nachrichten aus den USA. Unerwartet schwache Konjunkturdaten, nachlassendes Verbrauchervertrauen und Krisenstimmung bei Automobilherstellern und Technologieunternehmen verstärkten das Misstrauen der Anleger und führten am Freitagabend zu starkem Abgabedruck bei den US-Indizes. Dabei standen die Investoren dem Aktienmarkt bereits vor den neuen Hiobsbotschaften angesichts der hohen Rohstoffpreise, des nachlassenden Gewinnwachstums und der sich zumindest in den USA beschleunigenden Inflation skeptisch gegenüber.
Auf dieses explosive Gemisch aus Nachrichten und negativem Sentiment reagierten die Marktteilnehmer zunächst mit Verkäufen. Vor den in den kommenden Tagen anstehenden US-Quartalszahlen und Konjunkturdaten wollen die Investoren offensichtlich nicht viel riskieren. Besonderes Gewicht kommt dabei den Zahlen und den Prognosen der Schwergewichte General Motors (GM), Ford und Intel zu. Aber selbst wenn GM und Ford keine weitere Gewinnwarnung geben und Intel mit der Prognose die Erwartungen des Marktes erfüllt, dürfte dies kaum dazu führen, dass die Aktienmärkte zu einer deutlichen Erholung ansetzen.
Denn wenn die Quartalszahlen abgearbeitet sind, wird es wieder verstärkt um die konjunkturelle Situation in den USA und Europa gehen. Die jüngsten Gewinnwarnungen aus dem konjunktursensiblen Technologiesektor lassen dabei wenig Gutes erwarten. Zwar sind die Zinsängste nach den neuesten US-Daten weitgehend verflogen. Aber stattdessen sieht es nun so aus, als ginge es der weltgrößten Volkswirtschaft konjunkturell nicht so gut wie bislang angenommen.
Diese Bedenken lasten schwer auf dem Aktienmarkt, so dass die Zurückhaltung gegenüber Aktien trotz der zumindest in Europa günstigen Bewertungsniveaus durchaus verständlich ist. Mehr als eine Seitwärtsbewegung ist daher auch im besten Fall bis auf weiteres nicht zu erwarten.
(Börsen-Zeitung, 19.4.2005)
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