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Börsen-Zeitung: Wolken über den Gelben, Kommentar von Carsten Steevens zum Quartalsergebnis der Commerzbank

Frankfurt (ots)

Nach dem Großreinemachen in der Bilanz und dem
Stopfen von Verlustlöchern ist der Commerzbank 2004 die Rückkehr in
die Gewinnzone geglückt. Die Aktionäre sollen nach der
Hauptversammlung in gut zwei Wochen wieder eine Dividende von 25 Cent
je Papier erhalten, der Vorstand geht im Geschäft in die Offensive
und will mit einer verdoppelten Nachsteuerrendite 2005 zumindest die
kurzfristigen Kapitalkosten verdienen. So weit, so gut. Doch über dem
Geldhaus verdichten sich wieder die Wolken. An seinen Jahreszielen
hält der Vorstand zwar nach dem traditionell starken ersten Quartal
noch fest, doch erscheint das Vorhaben, den Nettogewinn im Vergleich
zum Vorjahr ohne Sondereffekte auf mindestens 750 Mill. Euro mehr als
zu verdoppeln, überaus ehrgeizig. Zumal selbst der Vorstand davor
warnt, die Zahlen des ersten Quartals auf das Gesamtjahr
hochzurechnen. Vom um gut 60% auf 395 Mill. Euro gesteigerten
Überschuss, den die Bank in den ersten drei Monaten erwirtschaftet
hat, entfällt mit rund 200 Mill. Euro rund die Hälfte auf
Einmalerlöse aus dem Verkauf zweier Unternehmensbeteiligungen. Die
Erträge sind verglichen mit dem gleichen – freilich von einem
positiven Börsengeschehen begünstigten – Vorjahresquartal gesunken.
Unterm Strich ist es der Commerzbank nicht gelungen, Fortschritte im
operativen Geschäft zu demonstrieren.
Viel stärker als eine Deutsche Bank, die im Investment Banking
stark ist und mehr als zwei Drittel ihrer Erträge im Ausland
generiert, ist die Commerzbank auf Erlöse im inländischen
Kreditgeschäft angewiesen. Das Institut muss hier unter Beweis
stellen, seinem Anspruch als beste Mittelstandsbank gerecht zu
werden. Martin Blessing, Hoffnungsträger im Vorstand, ist zwar ein
Zwischenerfolg gelungen, denn das operative Ergebnis der Sparte hat
sich im Quartalsvergleich fast vervierfacht. Und auch im 2004
zusammengestauchten Investment Banking zeigt die Umstrukturierung
erste positive Ergebnisse. Allerdings ist es auch kein Zufall, dass
gerade die Commerzbank einen desaströsen Konditionenwettbewerb und
damit den Margenverfall im Kreditgeschäft beklagt.
Viel Spielraum, über Kostensenkungen und einen Abbau der
Risikovorsorge das Ergebnis zu verbessern, hat die Bank nicht. Zudem
fehlt konjunktureller Rückenwind. Nicht gerade günstige Perspektiven.
(Börsen-Zeitung, 4.5.2005)

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