Börsen-Zeitung: Olympiareife Leistung, Kommentar zur von Adidas angekündigten Reebok- Übernahme von Michael Flämig
Frankfurt (ots)
Die Olympischen Spiele 2004 werden in die Geschichte der Sportartikelbranche eingehen. Denn in Athen begannen zwei Männer einen Verhandlungsmarathon, der eine ganze Retail-Landschaft verändert. Adidas-Chef Herbert Hainer und der Reebok-CEO Paul Fireman unterhielten sich in der Hauptstadt erstmals über die strategische Positionierung ihrer Konzerne. Rund ein Jahr später kündigt der Branchenzweite Adidas-Salomon die Übernahme der drittplatzierten Reebok an. Eine Leistung, die die Börse als olympiareif einstufte.
Der Beifall ist berechtigt. Hainer zeigt unternehmerischen Mut, statt auf die sichere Karte Aktienrückkauf zu setzen. Die strategische Logik der Übernahme ist bestechend. Die beiden Konzerne sind weitgehend komplementär aufgestellt. Reebok verschafft den Deutschen endlich eine ansehnliche Präsenz auf dem US-Markt und dient als Eintrittskarte zu den amerikanischen Sportarten wie Baseball oder Basketball. Mit Reebok kauft sich Adidas aber auch Kompetenz auf dem Lifestyle-Sektor ein. Umgekehrt kann der neue Konzernteil von den Erfahrungen der Herzogenauracher beispielsweise in Asien profitieren. Aber auch finanztechnisch ist der Zeitpunkt ideal. Die Märkte für Fremd- und Eigenkapital bieten ideale Konditionen für die Finanzierung von Übernahmen.
Jeder Kauf hat natürlich seinen Preis. Im Fall von Reebok ist er mit 3,8 Mrd. Dollar mehr als fair: er ist hoch. Selbst wenn die Kostensynergien wie angekündigt realisiert werden können, wird der US-Konzern fast auf Augenhöhe mit Adidas-Salomon bewertet. Der Branchenprimus Nike ist bewertungstechnisch ebenfalls in Sichtweite. Dies erstaunt angesichts der Tatsache, dass Reebok beträchtlich kleiner ist. Die strategischen Vorteile müssen bezahlt werden. Die Reebok-Aktionäre können sich über die Überweisung aus Herzogenaurach freuen, die den Wert ihrer Aktien auf einen Schlag um ein Drittel erhöht hat. Die Vorschusslorbeeren der Adidas-Aktionäre muss das Management jetzt erst einmal verdienen. Bei der Integration von Salomon hat Adidas keine gute Erfahrung mit dem Konzept gemacht, den Neuerwerb anfangs an der langen Leine laufen zu lassen. Der Vorstand müsste, auch wenn er in der Öffentlichkeit die Selbständigkeit von Reebok betont, die Konsequenzen aus diesen Erfahrungen ziehen.
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