Börsen-Zeitung: Die Sackgasse öffnet sich, Kommentar von Christoph Ruhkamp zur Kooperation der WestLB mit der SachsenLB
Frankfurt (ots)
Noch vor einigen Wochen sah die Welt für den Vorstandschef der WestLB nicht allzu rosig aus. Was immer Thomas Fischer anpackte, stieß auf Widerstand. Keiner der eigenen oder fremden Vorstöße zu einer verstärkten Zusammenarbeit im öffentlich-rechtlichen Lager stieß auf Gegenliebe bei den potenziellen Partnern. Weder der Aufbau einer eigenen Direktbank in NRW noch die von der Düsseldorfer Stadtsparkasse ins Gespräch gebrachte gemeinsame Holding, noch der Fusionswunsch mit der HSH Nordbank wurden akzeptiert vor allem nicht von den Sparkassenverbänden. Wettbewerber wie die ING-Diba oder die BayernLB-Tochter DKB mit ihren hoch verzinsten Tagesgeldkonten sowie andere Landesbanken, die sich längst eine Sparkasse einverleibt haben, konnten sich derweil ins Fäustchen lachen. Fast jeder Beobachter wähnte den ehemaligen Deutsche-Bank- Vorstand Fischer mit seinen Ideen in einer Sackgasse.
In dieser unkomfortablen Situation tut sich nun unerwartet doch noch ein Schlupfloch auf. Die engere Kooperation mit der SachsenLB bei der Entwicklung von Finanzprodukten und der mögliche Einstieg der Düsseldorfer bei den Dresdnern bringen die Dinge wieder in Bewegung. Als Produktlieferant und Refinanzierungspartner der sächsischen Sparkassen denn eine solche Einbahnstraße muss man unter der vereinbarten Kooperation wohl verstehen erschließt sich die WestLB eine neue Ertragsquelle. Und das ist nach dem Wegfall der Staatsgarantien bitter nötig, auch wenn die Quelle voraussichtlich nicht ganz so kräftig und lukrativ sprudeln wird, wie es eine eigene Direktbank könnte. Dafür hat die Kooperation immerhin den ausdrücklichen Segen des WestLB-Aufsichtsratschefs und westfälischen Sparkassenpräsidenten Rolf Gerlach.
Ob jedoch die Zusammenarbeit im kommenden Jahr tatsächlich in einen Einstieg der Düsseldorfer bei der Sachsen LB mündet, ist noch längst nicht ausgemacht. Schon gar nicht steht fest, ob aus einer anfänglichen Sperrminorität im zweiten Schritt eine Mehrheit würde. Fischer selbst hatte das Kriterium für jegliches Engagement schon formuliert: Es dürfe keine Verschlechterung des Ratings der WestLB geben. Ob dies zu befürchten wäre, wird sich erst nach der für November geplanten Kapitalerhöhung bei der Sachsen LB und der Prüfung der Bücher beurteilen lassen.
(Börsen-Zeitung, 7.10.2005)
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