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Boersen-Zeitung: Berechtigte Zweifel, Kommentar von Stefan Kroneck

Frankfurt (ots)

Unternehmen sollten bei der Abspaltung von
Tochtergesellschaften via Börsengang gute Ertragszahlen vorweisen - 
falls nicht, könnte bei Investoren der Verdacht aufkommen, dass sich 
die Konzerne mit Hilfe eines IPO nur sanieren wollen. Jedenfalls 
sorgen robuste Ergebnisse vor einer IPO-Werbekampagne bei Anlegern 
für Vertrauen in eine Firma. Diese Binsenweisheit missachtet aber 
Infineon sträflich. Die Quartalszahlen des Halbleiterkonzerns sind 
derart schlecht, dass sich an der Börse berechtigte Zweifel an der 
Tragfähigkeit des Restrukturierungskonzepts von Vorstandschef 
Wolfgang Ziebart einstellen - abzulesen an einem Kurseinbruch von 
fast 7%.
Das operative Ergebnis der an die Börse strebenden 
Speicherchiptochter Qimonda ist mit einem 30 Mill. Euro schweren 
Sonderertrag aus dem IPO der taiwanesischen Beteiligung Inotera 
aufgepäppelt worden - das ist verständlich, schließlich erhöhen sich 
dadurch für einen IPO-Kandidaten bei der Bilanzanalyse die Chancen, 
bei Investoren nicht gleich durchzufallen. Ziebart verspielt aber das
Vertrauen der Anleger, wenn die verbleibenden Logikchip-Segmente 
Automobil- und Industrieelektronik sowie Telekommunikation zusammen 
einen operativen Verlust von 4 Mill. Euro aufweisen. Die künftige 
Ausrichtung von Infineon basiert schließlich auf beiden Bereichen, 
die eigentlich lukrativer sind als das schwankungsanfällige 
Speicherchipgeschäft. Jedoch ist Infineon sehr abhängig von seinem 
Großkunden BenQ, der für rund ein Drittel der Umsätze in der 
Telekomsparte steht. Zuletzt verzeichnete der asiatische 
Technologiekonzern Umsatzeinbrüche im Mobilfunkgeschäft. Für Infineon
sind die Folgen verheerend. Wieder einmal hat es der Konzern nicht 
geschafft, seine Kapitalkosten zu verdienen.
Ziebart muss also für die Zukunft die Kundenbasis verbreitern, um 
zu vermeiden, dass Infineon nicht länger dem volatilen 
Mobilfunkgeschäft ausgeliefert ist. Künftige Erlöse aus 
Qimonda-Anteilsverkäufen - vorausgesetzt der Börsengang an der New 
York Stock Exchange gelingt - können finanzielle Löcher an anderer 
Stelle nur für begrenzte Zeit stopfen. Ein überzeugendes Konzept, 
Infineon aus ihrer Ertragkrise zu führen, ist dies jedoch nicht. 
Schafft Ziebart aber keine Wende zum Besseren, steht es um die 
Chancen von Infineon schlecht, sich im wettbewerbsintensiven Markt zu
behaupten.
(Börsen-Zeitung, 22.7.2006)

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