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Börsen-Zeitung: Kleckern, nicht klotzen, Kommentar von Bernd Weber zum Aufwertungsdruck beim chinesischen Yuan

Frankfurt (ots)

Wachstum 11%, Inflation 1,5%, Leitzins 6,12%.
Eigentlich Traumzahlen für eine Volkswirtschaft. Wenn es nicht um 
China ginge. Denn der Aufstieg des Reichs der Mitte zur viertgrößten 
Wirtschaftsmacht ruht auf einem Fundament, an dessen Tragfähigkeit 
inzwischen gezweifelt wird.
Es klingt verrückt: Aber das Problem besteht in zu viel Geld. 
Chinas Wirtschaft kann sich vor Liquidität nicht retten. Die 
Geldmenge wuchs im Juli um 18,4%, die ausstehenden Kredite lagen Ende
Juli um 16,3% über Vorjahresniveau, die Chinesen sparen bis zu 25% 
der verfügbaren Einkommen, jährlich strömen rund 60 Mrd. Dollar in 
Form von Direktinvestitionen ins Land, die Währungsreserven wachsen 
Richtung 1000 Mrd. Dollar, und die Zentralbank druckt Yuan, um den 
Wechselkurs der eigenen Währung künstlich niedrig zu halten.
Die Warner malen das Menetekel schon an die Wand. Dem 
Investmentboom - die Anlageinvestitionen kletterten im ersten 
Halbjahr um mehr als 30%, in den vergangenen vier Jahren flossen rund
40% der Wirtschaftsleistung in die Infrastruktur - wird der Bust 
folgen: fehlgeleitete Investitionen, Überkapazitäten, Gewinneinbrüche
und schließlich jede Menge Bankrotte.
Dabei ist der Manövrierraum für die Zentralbank begrenzt. Sie muss
die Liquiditätsschwemme bekämpfen, darf aber das Wachstum nicht 
abwürgen. Insofern sind die zwei Zinserhöhungen seit April um je 27 
Basispunkte, die Anhebung der Mindestreserve, stärkere Kontrollen der
Kreditnehmer oder die vermehrte Ausgabe von Anleihen erste Maßnahmen,
dem Problem beizukommen. Weitere Zinsschritte dürften folgen.
Auch beim Dauerthema Yuan darf Peking nicht klotzen. Eine zu 
starke Aufwertung oder gar eine Freigabe könnte unerfreuliche 
Nebenwirkungen erzeugen in einer Ökonomie, die stark am Exporttropf 
hängt. Immerhin machen die Ausfuhren rund 40% der Wirtschaftsleistung
aus, und eine Ausbalancierung mit dem Binnenkonsum - siehe 
Deutschland - funktioniert nicht von heute auf morgen.
Chinas Zentralbank wird sich auch beim Yuan bewegen. Die 
Fluktuationen des Wechselkurses haben zugenommen. Dies könnte ein 
Zeichen sein, dass die Schwankungsbreite zum Dollar bald erweitert 
wird. Es sollte auch nicht überraschen, wenn die Zentralbank den Yuan
in den nächsten Monaten um 2 oder 3% aufwertet.
(Börsen-Zeitung, 19.8.2006)

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