Börsen-Zeitung: Panne bei Continental, Kommentar zum Neunmonatsergebnis des Autozulieferers von Gottfried Mehner
Frankfurt (ots)
Continental hat in der Vergangenheit reihenweise für positive Überraschungen gesorgt, so dass langsam die Bodenhaftung verloren zu gehen drohte. Seit gestern herrscht wieder so etwas wie Normalmaß: Das Quartalsergebnis sackte um 27% ab und das Neunmonatsergebnis um 10,2%. Vor lauter Bereinigungsfaktoren wird zudem nicht mehr ganz deutlich, wo das Unternehmen operativ eigentlich steht. Die Börse ließ mit einem Kursrückgang von 0,7% aber relative Milde walten.
Absolut enttäuschend war aber, dass sich im Nafta-Raum langsam eine unendliche Turnaround-Geschichte andeutet. Erneut wird der Break-even verfehlt. Jetzt soll 2007 endlich die Kurve gekratzt werden. Natürlich ist klar, dass, wenn sich bei General Motors, Ford und Chrysler unverkaufte Modelle für die nächsten drei Monate stapeln, das Erstausrüstungsgeschäft keine Freude macht.
Im Nachhinein kann man nur festhalten, dass sich die Übernahme des amerikanischen Konkurrenten General Tire vor vielen Jahren - der erste Schritt in die globalisierte Welt - als ein einziges Desaster entpuppte. Nach schwierigen Verhandlungen mit der USW-Gewerkschaft wird das amerikanische Werk Mayfield zum Jahresende geschlossen und das Werk Charlotte nur noch als Schatten weitergeführt. Im vierten Quartal wird das noch einmal zu einem Restrukturierungsaufwand von rund 90 Mill. Euro führen, wobei aber gegenläufig über 75 Mill. Euro bei den Pensionsrückstellungen aufgelöst werden können.
Zu den positiven Entwicklungen, die überwiegen: Obwohl in den ersten neun Monaten Verteuerungen an der Rohstofffront (Kautschuk, Öl und Stahl) von 232 Mill. Euro zu verkraften waren, konnte das operative Ergebnis auf bereinigter Basis noch um gut 10% verbessert werden. Das nötigt Respekt ab, denn allein bezogen auf das Lkw-Reifengeschäft bedeutete dies, dass ein Volumen in Höhe des kompletten Spartenergebnisses aufgeholt werden musste. Mit steigenden Ausrüstungsraten bei Elektronik konnte erneut die Sparte Automotive Systems überzeugen. Das Geschäft mit ESP und Luftfederungen boomt. Überzeugend auch der Bereich ContiTech, der die Integration von Phoenix voll verdaut hat. Jetzt muss nur noch das Geschäft mit dem margenstarken Winterreifengeschäft einschlagen. Es sieht ganz danach aus.
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