Börsen-Zeitung: Hoch gestapelt, Kommentar von Walther Becker zum Verkauf der Linde-Gabelstaplersparte Kion an US-Investoren
Frankfurt (ots)
Knapp 20000 Beschäftigte der Linde-Gabelstaplersparte erhalten einen neuen Arbeitgeber. Wieder wandert ein traditionsreiches, "Made in Germany" verkörperndes Unternehmen an US-Investoren. Der größte Buy-out bei einem deutschen Industriekonzern beginnt mit dem Zuschlag der Kion getauften Material-Handling-Aktivitäten an Kohlberg Kravis Kohlberg & Co. (KKR) und Goldman Sachs. Am Ende dieser schuldenfinanzierten Transaktion von 4 Mrd. Euro soll ein Börsengang stehen.
Ein Sieger steht heute schon fest: Verkäufer Linde. Wolfgang Reitzle, Vorstandschef des sich als reinrassiger Industriegaseanbieter positionierenden Konzerns, hat auch bei diesem Verkauf Tempo gemacht. Linde benötigt die Mittel zum Schuldenabbau nach der 12 Mrd. Euro schweren BOC-Akquisition.
In dem Prozess unter Führung von Credit Suisse blieben vier Bieter übrig. Mit den letzten ausgesiebten Interessenten ging es am Freitagabend in die Endphase, und damit eine Woche vor dem gesetzten Termin für die Abgabe der finalen Offerten. Eingeschaltet waren die Vertreter der Belegschaft in den Prozess. Das ist unüblich. Am Sonntag kurz vor 24 Uhr fiel die Entscheidung für KKR/Goldman Sachs und gegen Permira/Allianz Capital, BC Partners/Apax und CVC.
Herausgeholt hat Linde einiges: einen stolzen Preis und die Übernahme der Vereinbarungen zur Standortsicherung. Die bei Finanzinvestoren beliebte "Rekapitalisierung" mit Sonderausschüttung nach zwölf Monaten ist ausgeschlossen - wenn auch nicht vertraglich festgezurrt. Versprochen wird Wachstum auch mit Akquisitionen, verworfen - Stand November 2006 - ein schneller Ausstieg.
Zwar wird die Finanzierung, wie bei Buy-outs üblich, dem Zielobjekt aufgebürdet. Doch muss Kion während der Laufzeit der Kredite nicht tilgen. Das schont den Cash-flow und ist auch nicht üblich bei Deals dieser Dimension. Das dereinst angestrebte IPO dient dann der Begleichung der Schulden. Musste Kion bei Linde Gewinne abführen, so geht es künftig um Zinszahlungen: bei 3 Mrd. Euro Fremdkapital wahrlich keine Peanuts. In dem zyklischen Investitionsgütergeschäft darf nichts passieren, was Abmachungen mit den Kreditgebern bricht. Gelingt KKR und Goldman Sachs bei Endfälligkeit ohne Personalschnitte ein profitabler Exit, haben sie viel für ihre Investoren erreicht. Und für Private Equity insgesamt.
(Börsen-Zeitung, 7.11.2006)
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