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Börsen-Zeitung: Glänzende Zahlen, Kommentar zu den guten Arbeitsmarktdaten von Reinhard Kuls

Frankfurt (ots)

Mit so wenigen Arbeitslosen wie diesmal ist in
Deutschland seit 2001 kein Jahr mehr zu Ende gegangen. So gesehen 
sind die neuesten Arbeitsmarktdaten eine rundherum gute Nachricht.
Da tut es keinen Abbruch, dass die positive Entwicklung zum Teil 
einer Reihe von Sonderfaktoren geschuldet ist. Dass das seit Monaten 
milde Wetter gerade die Beschäftigung in den Außenberufen, allen 
voran beim Bau, gefördert hat, ist einleuchtend, und die 
detaillierteren Zahlen aus Nürnberg belegen diese Annahme. Zudem, und
auch darauf hat die Bundesagentur für Arbeit hingewiesen, darf man 
mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit vermuten, dass die 
für 1. Januar 2007 anstehende Erhöhung der Mehrwertsteuer zu 
Vorzieheffekten und damit zusätzlichem Geschäft für die Baugewerke 
vor der Jahreswende geführt hat. Und schließlich werden die Zahlen 
dadurch etwas geschönt, dass das Saisonbereinigungsverfahren offenbar
noch nicht ausreichend auf den neuen Erhebungstermin für die 
Arbeitslosenstatistik kalibriert ist. Dieser Verzerreffekt kommt zu 
den Witterungskapriolen in den Zahlenreihen noch hinzu.
Solch außergewöhnlichen Einflüsse auf den Arbeitsmarkt mögen sich 
sogar gegenseitig verstärken, den gesamten Abbau der Arbeitslosigkeit
oder auch nur seines gewichtigeren Teils können sie aber nicht 
wegerklären. Der ist in erster Linie der schwungvollen Dynamik der 
Konjunktur in Deutschland zu verdanken, unterstützt durch die 
bisherigen Reformen am Arbeitsmarkt und sicher auch der über Jahre 
hinweg geübten Lohnzurückhaltung.
Und doch hat die strahlende Fassade des deutschen Arbeitsmarkts 
ein paar hässliche Kratzer, wenn man nur genauer hinschaut. Die 
Arbeitslosigkeit unter Älteren etwa. Sie geht zwar auch zurück, aber 
lange nicht in dem Ausmaß wie über sämtliche Altersgruppen hinweg. 
Dies ist allemal ein Zeichen dafür, dass es allein mit Appellen nicht
getan ist, um die Personalchefs deutscher Betriebe von ihrem 
vermeintlichen Jugendwahn abzubringen. Die Einstellungsbereitschaft 
muss auch mit rechtlichen oder tariflichen Veränderungen gefördert 
werden. Jedenfalls so lange, wie die demografische Entwicklung 
schlichtweg keine Alternative mehr lässt zur Beschäftigung gerade 
Älterer - und auch, obwohl bereits erste Ansätze für eine solche 
Veränderung des Arbeitskräfteangebots so langsam sichtbar werden.

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