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Börsen-Zeitung: Zinsentscheid in Tokio, Kommentar von Birga Böcker zur bevorstehenden Leitzinsentscheidung der japanischen Notenbank am Donnerstag

Frankfurt (ots)

Egal ob Japans Notenbank am Donnerstag den
Leitzins bei 0,25% belässt oder ihn anhebt - an Kritikern wird es den
Geldpolitikern nicht fehlen. Während die einen den Zeitpunkt für eine
Zinserhöhung als verfrüht verteufeln, wären die anderen von einer 
Vertagung überrascht. Nachdem die Bank von Japan im Dezember 
kurzfristig einen Rückzieher gemacht hatte, stehen die Chancen für 
eine Zinserhöhung diesmal besser: Am Markt stehen die Wetten derzeit 
bei mehr 3:1 für eine Anhebung. Es wäre das zweite Mal, seit Japans 
Notenbank im Juli ihre jahrelange Nullzinspolitik beendet hat.
Auf den ersten Blick scheint Nippons Wirtschaft eine Zinserhöhung 
derzeit so wenig zu benötigen wie der Fisch das Fahrrad. Die 
Deflation, die das Land so lange in Atem gehalten hat, ist noch nicht
hundertprozentig überwunden. Die Verbraucherpreise traten in den 
vergangenen Monaten mehr oder weniger auf der Stelle. Und auch das 
Wirtschaftswachstum war zuletzt nicht mehr so üppig, nicht zuletzt 
weil sich die Privathaushalte mit Ausgaben zurückhielten. Richtig 
rund lief es eigentlich nur im Export - und bei den Sachinvestitionen
heimischer Unternehmen. Gerade hier dürfte eine Zinserhöhung jedoch 
bremsend wirken. Andererseits entspricht die derzeitige 
Konjunkturentwicklung im Großen und Ganzen dem von der Notenbank 
entworfenen Erholungsszenario. Für das vierte Quartal erwarten 
Analysten wieder einen kräftigen Zuwachs beim Bruttoinlandsprodukt.
So bald wie möglich wollen die Geldpolitiker das in Japan 
unnatürlich niedrige Zinsniveau normalisieren. Zinserhöhungen würden 
- wenn nicht sofort, so doch mit der Zeit - den großen Zinsabstand 
zum Rest der Welt abbauen helfen und so den Verfall des Yen gegenüber
Euro und Dollar stoppen. Je länger die Bank von Japan die nächsten 
Zinsschritte aufschiebt, desto heftiger muss eine künftige Korrektur 
am Devisenmarkt ausfallen. Betroffen davon wären nicht nur Hedgefonds
und andere Finanzjongleure: Japanische Kleinanleger haben in den 
zwölf Monaten bis Ende September über Investmentfonds netto fast 60 
Mrd. Euro in ausländische Wertpapiere investiert. Gleichzeitig 
befürchten die Geldpolitiker, dass ihr Niedrigzins eine mögliche 
Preisblase an Japans Immobilienmarkt begünstigt. Eine baldige 
Zinserhöhung scheint daher beschlossene Sache.
(Börsen-Zeitung, 16.1.2007)

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