Börsen-Zeitung: Mit Banken spielt man nicht, Kommentar zur TCI-Attacke auf ABN Amro von Bernd Wittkowski
Frankfurt (ots)
Was heute der holländischen Großbank ABN Amro widerfährt, kann morgen der Deutschen Bank blühen: Ein Hedgefonds, im aktuellen Fall TCI, fordert das Management zum Verkauf oder zur Aufspaltung des Konzerns auf. Und schon fühlte sich die EU-Kommission bemüßigt, auf die Freiheit des Kapitalverkehrs hinzuweisen, nachdem Nout Wellink, der Präsident von De Nederlandsche Bank, gewagt hatte anzukündigen, er werde die Angelegenheit genau verfolgen. Der Brüsseler Reflex: ABN Amro, Italien, Antonio Fazio - da war doch schon mal was in Sachen Marktabschottung!
Doch ganz so schnell wie die europäischen Kommissare sollte man nicht schießen, um die Marktwirtschaft, den Kapitalverkehr und den Wettbewerb gegen jede auch nur vermeintliche Bedrohung zu verteidigen. Erst einmal die gegeneinander konkurrierenden Schutzinteressen sorgfältig abwägen: Eine Bank ist nun mal keine Würstchenbude. Sicher, auch beim Zubereiten von Krakauern lässt sich großes Unheil anrichten. Doch ein Systemrisiko ist mit dieser Profession eher selten verbunden. Mit den Geschäften einer Bank von relevanter Größe dagegen sehr wohl. Von daher ist es in einer Marktwirtschaft grundsätzlich zwar weder verboten noch verwerflich, sein Vermögen auch durch Zerschlagung intakter Organismen mehren zu wollen, und gewiss liegt in einschlägigen Szenarien der addierte Wert der Einzelteile bei vielen Unternehmen weit über dem des Ganzen. Aber Banken sind als Spielball solcher Spekulationen denkbar ungeeignet.
Banken sind, gerade auch im gesamtwirtschaftlichen Interesse, in besonderem Maße auf Stabilität und Vertrauen angewiesen. Deshalb kann jedenfalls in Deutschland nicht jeder nach Belieben ein Geldinstitut gründen oder sich maßgeblich daran beteiligen. Der Inhaber eines bedeutenden Anteils (ab 10%) muss durch die "Gesichtskontrolle" der Finanzaufsicht. Präzedens war der anno 2000 gescheiterte Versuch der Cobra - kein Hedgefonds, sondern eine Beteiligungsgesellschaft -, sich der Commerzbank zu bemächtigen. Fraglos beschränkt die entsprechende Regelung im KWG den Kapitalverkehr. Brüssel wird sich, wenn der Fall einmal eintritt, hoffentlich trotzdem zurückhalten. Banken sind kein Spielzeug für renditegierige Investoren, denen langfristige Stabilität wurscht ist. Mit dem Fall Fazio - da wollte eine Bank eine andere übernehmen - hat das überhaupt nichts zu tun.
Pressekontakt:
Rückfragen bitte an:
Börsen-Zeitung
Redaktion
Telefon: 069--2732-0
Original-Content von: Börsen-Zeitung, übermittelt durch news aktuell