Börsen-Zeitung: Saurer Abschied, Kommentar von Sabine Wadewitz zur letzten Hauptversammlung der Altana in ihrer bisherigen Struktur
Frankfurt (ots)
Demonstranten vor der Tür, der Firmenname mit Grablichtern auf dem Asphalt und die Mehrheitsaktionärin Susanne Klatten als Schönheitskönigin "MissManagement" verunglimpft - so hatte sich die alte Führungsriege der Altana ihre letzte Hauptversammlung sicher nicht gewünscht. Doch seit dem Verkauf des Arzneimittelgeschäfts an eine von Finanzinvestoren geformte Gruppe und der Ankündigung, dass nun 10% der Pharmastellen mit Schwerpunkt in Konstanz gestrichen werden, war ein wahrhaft würdevoller Abgang nicht mehr zu erwarten.
Der Hinweis des scheidenden Vorstandschefs Nikolaus Schweickart, dass es auch in jeder anderen Konstellation zum Aderlass in der Pharma gekommen wäre, ist richtig, geht aber am eigentlichen Problem vorbei. Denn allein an den sich verschlechternden Rahmenbedingungen im Markt kann es nicht gelegen haben, sonst gäbe es nicht höchst erfolgreiche deutsche Pharmafirmen wie Boehringer Ingelheim. So räumte denn auch Schweickart, bei aller positiven Bilanz, die er seiner Ära selbst testierte, Versäumnisse ein. Es sei strategisch falsch gewesen, zu stark auf die Innovationskraft der eigenen Forschung zu setzen. Auch die Bereitschaft zu externen Kooperationen hätte größer sein müssen.
Doch die Arbeit des Vorstands angesichts des sauren Abschieds auf diese strategischen Fehlentscheidungen zu reduzieren, greift zu kurz. Schließlich ist es Altana gelungen, weltweit eines der umsatzstärksten Medikamente aus deutscher Forschung auf den Markt zu bringen. Aufgrund dieses Erfolgs hat sich der Börsenwert über die Jahre vervielfacht, und das Unternehmen verabschiedet sich aus der alten Struktur mit einem Rekordergebnis. Ironie der Geschichte, dass Altana nun den Aktionären in besserer Erinnerung bleibt als den Mitarbeitern, obwohl die Führungsriege stets die unternehmerische Verantwortung gegenüber der Maximierung des Shareholder Value in den Vordergrund rückte.
Die neue Altana als reines Chemieunternehmen hat gute Startbedingungen. Die Gruppe ist in den meisten Segmenten führend im Markt, das Geschäft ist wenig zyklisch und wächst stark. Bilanziell ist genügend Luft, sich mit Akquisitionen weiterzuentwickeln. Einen Vorgeschmack gibt die Performance des Altana-Chemie-Zertifikats. Dessen Kurs hat sich von Januar bis Ende April um fast 50% erhöht.
(Börsen-Zeitung, 4.5.2007)
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