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Börsen-Zeitung: Der ideale Kandidat, Kommentar von Peter De Thier zur Nominierung von Robert Zoellick als Weltbankpräsident

Frankfurt (ots)

Mit der Nominierung von Robert Zoellick zum
Nachfolger des umstrittenen Weltbankpräsidenten Paul Wolfowitz hat 
die US-Regierung den idealen Kandidaten gefunden und zugleich einen 
Schlussstrich unter das unnötig lange Drama um die angebliche 
Günstlingswirtschaft unter Wolfowitz gezogen. Das Debakel hatte die 
Organisation nicht nur in ihrer Handlungsfähigkeit gelähmt, sondern 
dem Hause auch einen großen Imageschaden zugefügt. Unter Zoellick, 
der vom Direktorium problemlos bestätigt werden dürfte, wird in der 
Weltbank nun die dringend notwendige Ruhe einkehren.
Kaum ein anderer Kandidat hätte international solchen Zuspruch 
gefunden. Vor allem die kritischen Europäer sind zufrieden; und mit 
der Berufung eines ausgewiesenen Deutschlandexperten hat US-Präsident
George Bush auch Bundeskanzlerin Angela Merkel in ihrer aktuellen 
Funktion als EU-Ratspräsidentin und G8-Vorsitzende Respekt erwiesen. 
Die Entwicklungsländer wissen ebenfalls ihr Glück zu schätzen. Als 
US-Handelsbeauftragter unter Bush engagierte sich Zoellick gerade für
diese Nationen, die auch in der Weltbank die wichtigsten Adressaten 
sind. Hilfreich ist nicht zuletzt seine Erfahrung als 
Investmentbanker. Da sich die Weltbank im Gegensatz zum 
Internationalen Währungsfonds nicht über ihre Mitglieder, sondern die
internationalen Kapitalmärkte finanziert, werden Zoellicks Erfahrung 
und Kontakte als Goldman-Sachs-Vize der Organisation ebenfalls 
dienlich sein.
Auch wenn es ihm am Flair eines Wolfowitz fehlt, verfügt der 
künftige Weltbankchef über ein deutlich wichtigeres Attribut: Er ist 
frei von jeder Kontroverse. Wolfowitz war vom ersten Tag seiner zwei 
Amtsjahre an umstritten. Nun tritt ein Fachmann an, der gleich zur 
Tagesordnung übergehen kann. In der Sache ist nämlich Kontinuität 
angesagt. Dazu zählen Armuts- und Korruptionsbekämpfung in den 
Entwicklungsländern, die Durchsetzung einer kräftigen 
Kapitalaufstockung für die Weltbanktochter International Development 
Association (IDA) und die Fortsetzung der bereits eingeleiteten 
Reformen, die unter anderem die Zusammenarbeit mit dem IWF neu 
definieren. Glücklich ist auch Präsident Bush, denn mit der Ernennung
von Robert Zoellick hat er zugleich sichergestellt, dass der 
traditionelle amerikanische Führungsanspruch bei der Weltbank vorerst
nicht in Frage gestellt wird.
(Börsen-Zeitung, 31.5.2007)

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