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Börsen-Zeitung: Kollektives Aufatmen, Kommentar von Dieter Kuckelkorn zur Stimmung am deutschen Aktienmarkt

Frankfurt (ots)

Am deutschen Aktienmarkt ist so etwas wie ein
kollektives Aufatmen zu spüren. Der Dax, der in der vergangenen 
Börsenwoche rund 5% einbüßte, hat sich am Montag in einer deutlich 
besseren Verfassung gezeigt, er holte immerhin 1,5% auf. Es mehren 
sich zudem die Stimmen, die davon ausgehen, dass der Freitag den 
vorläufigen Tiefpunkt der Mini-Korrektur darstellt. Die 
charttechnische Unterstützungslinie bei 7539 Zählern hat gehalten - 
vorerst jedenfalls.
Wie der Börsengang von Gerresheimer belegt, ist aber gleichwohl 
noch viel Nervosität vorhanden. So lag der Zuteilungspreis für die 
Erstzeichner mit 40 Euro je Aktie in der unteren Hälfte der von 37 
bis 45 Euro reichenden Preisspanne. Aus dem Handel ging der Titel mit
einem Kurs unterhalb des Ausgabepreises. Nun lässt sich zur Erklärung
der enttäuschenden Performance auf die anspruchsvolle Bewertung 
verweisen. Diese hätte jedoch noch vor zwei Wochen wohl kein größeres
Problem dargestellt. Gerresheimer und der abgebende Großaktionär 
Blackstone hatten letztlich das Pech, in einen Stimmungsumschwung der
Marktteilnehmer zu geraten, bei dem noch nicht zu erkennen ist, wie 
weit er geht und wie nachhaltig er ist. Auslöser der Verluste bei den
Dividendentiteln ist der Bondmarkt. In den USA rentieren zehnjährige 
Treasuries mit einer Fünf vor dem Komma, und die entsprechenden 
Bundesanleihen werfen erstmals seit viereinhalb Jahren mehr als 4,5% 
ab. Zurückzuführen lässt sich dies auf die zuletzt freundlichen 
Konjunkturdaten aus den USA sowie die Aussicht auf weitere 
Zinsanhebungen seitens der Europäischen Zentralbank. Dies setzt den 
Unternehmen in Form steigender Finanzierungskosten zu.
Es könnte aber noch schlimmer kommen, wenn die Zinsen weiter 
steigen. Viele Hedgefonds und Private-Equity-Häuser sind bei der 
Finanzierung mit hohen Leverage-Faktoren in die Vollen gegangen, was 
beispielsweise den Deutschland-Chef von Goldman Sachs, Alexander 
Dibelius, jetzt veranlasste, vor einer globalen Marktkrise zu warnen.
Das kollektive Aufatmen der Marktakteure könnte sich somit als 
voreilig erweisen. Der Rekordstand des Dax von 8136 Punkten ist 
jedenfalls in die Ferne gerückt, Analysten besinnen sich auf ihre 
alten konservativen Kursziele. Für die kommenden Monate ist beim Dax 
wohl eine Seitwärtsbewegung angesagt.
(Börsen-Zeitung, 12.6.2007)

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