Weser-Kurier: Kommentar zum Verkauf der Bundesliga-Rechte
Bremen (ots)
Kaum eine Branche wird von einer derartigen Schnelllebigkeit geprägt wie der heutige Profifußball. Beinahe beliebig wirkende Trainer- und Spielerwechsel, eine überbordende Flut an Nachrichten und eine auf absurde Art angeheizte Gerüchteküche machen es selbst den Protagonisten schwer, den Überblick zu behalten. Dass nun die Deutsche Fußball-Liga (DFL) damit eine 52-prozentige Einnahmesteigerung erzielt, und die Erlöse aus den nationalen Medienrechten ab 2013 auf utopisch anmutende 628 Millionen Euro jährlich steigert, indem Kontinuität gewahrt wird und im Grunde auf dem deutschen TV-Markt alles bei den alten Sehgewohnheiten bleibt, mutet auf den ersten Blick so sensationell an wie die Vorstellung, dass in der nächsten Saison der FC Augsburg, Greuther Fürth und SC Paderborn in der Bundesliga spielen. Nur wer auch abseits des Rasens an den richtigen Stellschrauben dreht, erzielt erstklassige Ergebnisse. Christian Seifert, dem Vorsitzenden der DFL-Geschäftsführung, ist das gelungen. Dem smarten Chefvermarkter aus dem Frankfurter Westend spielte natürlich in die Karten, dass sich Telekom und Sky im Bieterstreit um die Live-Spiele gegenseitig hochschaukelten - bei Monopolisten wäre solch ein Rekordergebnis schwierig geworden. Sky Deutschland, Ableger des weltweit operierenden Medienkonglomerats News Corporation, investiert weitere fast zwei Milliarden Euro für die nächsten Übertragungsrechte bis 2017. Viel Geld, das auf dem vertrackten deutschen Fernsehmarkt refinanziert werden muss. Entweder durch ein Mehr an Abonnenten, was derzeit schwierig wirkt, oder durch eine Erhöhung des Abo-Preises, was schwer durchsetzbar erscheint. Wer zahlt also die Zeche? Vielleicht die wachsende Schar jener mobilen Nutzer, für die es selbstverständlich ist, sich den Kick ihres Lieblingsvereins auf Laptops oder Smartphones zu holen und dafür Geld auszugeben. Für Sky war es offenbar elementar, sich alle Live-Zugangsberechtigungen via Web-, Mobile-TV und IPTV einzuverleiben und das "Liga total!"-Angebot der Telekom zu torpedieren. Nebenbei hat der Springer-Verlag einige Millionen lockergemacht, um mit Internetvideos ein Alleinstellungsmerkmal in Sachen Bundesliga-Berichterstattung zu besitzen. Der Ball im deutschen Profifußball - er rollt in Zukunft mehr denn je durch die digitalen Datenwelten.
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