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Weser-Kurier: Der "Weser-Kurier" kommentiert in seiner Ausgabe vom 21. Juni 2012 das Thema E-Mobilität.

Bremen (ots)

Vollmundige Ankündigungen von Regierungen verwandeln sich häufig in Makulatur: Gescheitert an der politischen Realität und fehlendem Geld, ausgebremst von gesellschaftlichen Gruppen. Dieses Schicksal droht wohl auch Merkels Vision aus dem Jahr 2009, bis 2020 würden eine Million Elektroautos auf Deutschlands Straßen rollen. Pünktlich zur Nachhaltigkeitskonferenz in Rio liefert die "Nationale Plattform Elektromobilität" einen Beleg, was von dieser klimapolitischen Ankündigung zu halten ist: wenig. Die desaströse Differenz zwischen Anspruch und Wirklichkeit war voraussehbar. Denn welcher (private) Autokäufer lässt sich von zehnjähriger Steuerfreiheit ködern, wenn er für ein batteriebetriebenes Fahrzeug über 23000 Euro zahlen muss, der Benziner aber nur gut 10000 Euro kostet? Die Bundesregierung wehrt sich gegen die direkte Subventionierung des Autokaufs und muss nun erfahren, wie Deutschland der internationalen Konkurrenz hinterherfährt. Die Regierungen in Washington und Tokio greifen tief in ihre Schatullen und initiieren so, was sich die Kanzlerin für die deutsche Industrie gewünscht hat: einen Leitmarkt. Dennoch ist das Siechtum der Elektromobilität in Deutschland keine ausgemachte Sache. Kassandra-Rufe von Auto-Experten können auch als Mahnung verstanden werden, mit zündenden Ideen das Elektro-Projekt voranzubringen. Kommunen müssten es in Verkehrskonzepte integrieren, die Industrie müsste ihre Drehzahlen erhöhen und Ankündigungen von Milliarden-Investitionen realisieren. Es wäre fatal, wenn sie nur deshalb 15 E-Modelle als Teil ihrer Fahrzeugflotte entwickelt, um auf EU-Ebene beim Thema Schadstoffausstoß Strafzahlungen zu vermeiden. Elektromobilität macht nur Sinn, wenn sie aus erneuerbarer Energie gespeist wird. Auch hier droht die angekündigte Wende zu nachhaltiger Energieversorgung im Streit um Subventionierung und Bau von Trassenleitungen zur Fata Morgana zu verkümmern. Dann wäre 2020 nicht viel gewonnen, wenn tatsächlich von den über 40 Millionen Pkw Hunderttausende mit Strom führen. Und nicht nur 4000 - wie heutzutage.

Pressekontakt:

Weser-Kurier
Produzierender Chefredakteur
Telefon: +49(0)421 3671 3200
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